Psychische
Gewalt bildet ein weiteres Betätigungsfeld für den Stadtschamanen. Meistens sind
psychische Attacken selbst induziert. Wenn jemand fest daran glaubt, dass die
‘Schwarze Loge’ am unteren Ende der Teufelsstraße, gleich hinter dem
Höllenplatz schwarzmagische Angriffen gegen ihn reitet (allein der
Leibhaftige weiß warum?), dann kann ein solches Denken selbst dann zu einer
selbsterfüllenden Prophezeiung werden, wenn sich später heraus stellen sollte,
dass ein solche Loge gar nicht existiert.
Demgegenüber ist erwiesen, dass die meisten psychischen Angriffe,
insbesondere Vergewaltigung und Kinderschändung, von Personen begangen werden,
die dem Opfer bekannt sind. In vielen Fällen ist der Täter der neue oder der
alte Liebhaber, der liebe Onkel, der Hausfreund, der nette Nachbar, der
Lehrer, Priester oder der Leiter des Sportvereins oder der Jugendgruppe.
Für den
Stadtschamanen genügt es nicht, die Anzeichen von psychischer Gewalt zu
erkennen, sondern er sollte auch über die Methoden der psychischen
Attentäter Bescheid wissen und darüber wie man mit solchen Personen umgeht.
Psychische Gewalt kann für das Opfer lebensbedrohend sein. Manche Menschen
werden durch eine psychische Attacke in den Selbstmord getrieben. Nicht wenige sind
danach so verwirrt, dass sie ins nächste Auto laufen bzw. in der Klapsmühle
landen.
Es gibt bestimmte Formen psychischer Attacken, die in den zivilisierten
Ländern immer
häufiger vorkommen. Dazu zählen die Gruppengebete fundamentalistischer
Glaubensgemeinschaften, Sekten, Bruderschaften und Geheimorden, die sich
gegen ein bestimmtes Mitleid oder gegen einen Außenstehenden richten.
Eine
Abart jener psychischen Attacken erblicke ich in den zahlreichen Fällen, wo
Mitglieder einer okkulten Gruppe oder fundamentalistischen religiösen
Gemeinschaft den Novizen exorzieren oder ihm schlichtweg einreden, dass er vom
Teufel oder von Dämonen besessen (Incubus) oder umsessen (Succubus) wäre.
All diese Praktiken stellen äußerst schädliche
Akte psychischer Gewalt dar. Ein Mensch, der sich solchen Gruppen anschließt,
ist vergleichbar mit jemandem, der eine Voodoo-Puppe, die ihn selbst
repräsentiert, mit
Nadeln bespickt.
Wenn ein Individuum mit einem bestimmten Glaubenssystem oder mit einem neuen
Selbstbild zwangsweise von Personen konditioniert wird, die sich 110 % sicher sind,
dass sie im Besitz der einzigen und allein gültigen Wahrheit
wären, dann kann dies unabschätzbare traumatische Folgen für den
Betroffenen haben. Das mag vielleicht ein bisschen weit hergeholt klingen,
aber genau das spielt sich da draußen täglich ab.
Schwarze Magie wird an vielen Orten praktiziert – auf
dem Land und in den Vororten der Städte ebenso wie in den Kellergewölben und
Luxuswohnungen unserer Metropolen. Das
Betätigungsfeld des Stadtschamanen ist im Zusammenhang mit psychischer Gewalt
schier endlos. Und genau so verhält es sich mit den Maßnahmen, die er als
Schamane ergreifen kann, um den von psychischen Attacken Betroffenen zu
helfen.
Da es dabei
ganz entscheidend auf den Einzelfall ankommt, liegt die Wahl des/der
tauglichen Mittel(s) bzw. der zielführenden Massnahme(n) im Ermessen des
Stadtschamanen. Je mehr Sensibilität Letzterer im Umgang mit geistigen und
seelischen Kräften erworben hat, desto sicherer wird er die richtige Wahl
treffen und den Opfern psychischer Gewaltanwendung mit schamanischen Methoden
ganz entscheidend beistehen können.
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