Bereits
im frühen Paläolithikum haben die Urahnen der menschlichen Spezies
Techniken entwickelt, die es ihnen gestatteten, ihr Bewusstsein zu
weiten.
Nachdem
die ersten Hominiden den aufrechten Gang erlangt hatten, konnten sie
erstmals ihr ursprüngliches Biotop, den subtropischen Dschungel
Afrikas, verlassen. In weiterer Folge durchstreiften sie als Sammler
und Jäger über Hunderte Millennien die Weiten der afrikanischen
Savanne. Das afrikanische Zebu hinterließ dort überall seinen Dung,
der den besten Gedeihboden für ein entheogenes*) Gewächs bildete –
den Psilocybinpilz
(Stropharia
cubens
oder
Psilocybe cubens).
Es war bloß eine Frage der Zeit, bis jene Sammler auf den heute
überall als Magic Mushroom bekannten Pilz stießen und diesen
verzehrten. Die dadurch ausgelösten Visionen und Emotionen rieten
unseren Urahnen zur Wiederholung der Einnahme jenes Zauberpilzes. Im
Laufe der Zeit wurde dessen Verzehr innerhalb der archaischen
Stammesgemeinschaften ritualisiert.
Es
waren meines Erachtens die mutagenen Faktoren dieses psychoaktiven
Pilzes, welche langsam zur Vergrößerung des Gehirnvolumens der
Vorläufer unserer Spezies führten und damit einhergehend zur
progressiven Zunahme ihres Bewusstseins – ihres bewussten Seins.
Im
Laufe der Jahrtausende bewirkte die rituelle Einnahme dieser
psychoaktiven Pilze eine wesentliche Bewusstseinserweiterung bei
unseren Urahnen und damit das Aufdämmern von Animismus und
Schamanismus in den dunklen Tiefen der Altsteinzeit. Bei beiden
Phänomenen handelt es sich nicht um eine Religion, sondern um eine
vorreligiöse Disziplin. Den Beginn dieser Entwicklung habe ich
aufgrund kürzlich gemachter, archäologisch bedeutsamer Funde (Venus
vor Berekhat Ram und Venus von Tan Tan) zwischen 800.000 und 220.000
Jahren vor unserer Zeitrechnung angenommen. Es war demnach nicht der
Homo sapiens, der diese ersten kulturellen Hochleistungen
hervorgebracht hatte, sondern der Vorgänger unserer Art – der Homo
ergaster.
Während dieser frühen Zeit wurden in jenen archaischen Kulturen auch
die ersten Trance- und Ekstasetechniken entwickelt, welche von
unseren Urahnen über die Jahrtausende hinweg bei schamanischen
Séancen, insbesondere beim „schamanischen Seelenflug“ sowie zum
Zwecke der Kommunikation mit den „Spirits“ und Ahnengeistern
angewendet wurden.
Erst viel später, während der Morgenröte der ersten Weltreligionen
im späten Neolithikum, wurden diese Trancetechniken von Yogis und
Meditierenden empirisch erforscht und sukzessive verfeinert.
Der Begriff „Trance“ leitet sich vom lateinischen Wort „transire“ ab
und bedeutet „hinübergehen“ – hinübergleiten, von einem
Bewusstseinszustand in einen anderen.
*) Der Begriff wurde vom Psychopharmakologen Jonathan Ott im Jahre
1979 gemeinsam mit dem Pilzforscher R. Gordon Wasson
(1898-1986) kreiert und bedeutet so viel wie „Gott im eigenen
Inneren entdecken“.
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