"Ich wage
zu behaupten, dass die Spannung zwischen Naturwissenschaft und Glaube nicht im
Sinne von Elimination oder Dualität, sondern im Sinne einer Synthese gelöst
werden sollte".
Teilharde de Chardin
Was siehst Du auf dem orangen Bild? Einen
weißen Kelch oder zwei orange Gesichter? Oder etwa gar beides...?
Wenn wir
in unserem Alltag von "unserer Wirklichkeit" oder "unserer
Realität" sprechen,
sind wir uns dann auch der Unschärfe und der Relativität bewusst, die
unserem Wirklichkeits- bzw. Realitätsbegriff anhaften? Wohl kaum. Meist
denken wir gar nicht erst tiefer darüber nach, welche Bedeutung die von uns
so oft verwendeten Begriffe haben.
Wir vermeinen vielmehr, dass etwas bereits deswegen "wirklich" sein
müsste,
weil wir dies ja aus ganz gewichtigen Gründen behaupten. Und wir glauben,
dass wir ohne weiteres dazu berechtigt sind, etwas als "wirklich", "real" oder
als "existent" anzunehmen, weil wir dieses Etwas entweder mit unseren Sinnen
wahrnehmen, oder dank unserer Vernunft logisch erschließen, oder mathematisch
exakt ableiten und beweisen können.
Bei
näherer Betrachtung, erweisen sich letztendlich alle unsere spitzfindigen
Annahmen betreffend unsere Realität - und damit bezüglich der wahren Natur
der Dinge, Abläufe und Ereignisse in der phänomenalen Welt - als bloße
Trugbilder unseres Geistes bzw. unseres Denkvermögens.
Den alten Meistern und
Eingeweihten, den Schamanen, Magiern und Priestern waren diese Irrlichter des
menschlichen Geistes durchaus bekannt. Sie alle vertrauten deshalb nicht in
die Welt der Erscheinungen, die sich vor ihren nach außen gerichteten Sinnen
auftat. Sie warnten vielmehr seit undenklichen Zeiten den ernsthaft Suchende
vor den mannigfaltigen Illusionen in unserer materiellen Welt, und sie alle
nahmen Zuflucht zu ihren inneren spirituellen Quellen, um die Natur des Wahren
und Wirklichen zu erfahren…
So hat in
der Hindu-Philosophie nur das, was ewig und
unveränderlich ist, Realität. Alles andere, hingegen, das dem Verfall oder
der Veränderung unterworfen ist und deshalb Anfang und Ende haben muss, wird
von den Hindus als "Maya" bezeichnet. Auch der Buddhismus geht davon aus, dass
sich hinter dem Schleier der Maya das Wesentliche, das Wirkliche, die Essenz
der Existenz verbirgt.
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