Alle Menschen können nach schamanischer Sichtweise auch deshalb erkranken,
weil sie entweder
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ein bestimmtes Lebensprinzip oder ein göttliches Gebot missachtet haben,
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das Opfer einer schwarz-magischen Manipulation wurden,
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oder weil ihre Gesundheit durch einen nicht näher erklärbaren Angriff
seitens eines bösartigen Geistwesens gestört oder geschädigt wurde.
Die Aufgabe des Schamanen besteht in all diesen
Fällen darin, zunächst mit
schamanischen Methoden die jeweilige Krankheitsursache abzuklären und
schließlich mit Hilfe schamanischer Techniken das für den Betroffenen
geeignete 'spirituelle Heilmittel' zu finden.
Die schamanische Heilbehandlung
selbst weicht von den Therapien der Schulmedizin
erheblich ab: so kann beispielsweise in bestimmten schamanischen Kulturen nur
die Rückführung verloren gegangener Seelenanteile durch den Schamanen eine
Heilung des Betroffenen bewirken, wohingegen in anderen krankheitsverursachende, physische Objekte oder psychospirituelle Substrate aus dem
Körper des Klienten entfernt werden müssen. Manchmal kann nur die
Beschwörung oder Austreibung eines bösen Geistes, der von der erkrankten Person
Besitz genommen hat, Abhilfe herbeiführen.
In
wieder anderen schamanischen Kulturen wird der
Heilungsprozess durch das Verabreichen bestimmter Kräuterauszüge oder durch
das Trinken von 'heiligem Wasser', auf Bali 'Tirta' genannt, oder
durch das Berühren des Klienten mit (als besonders machtvoll erachteten)
Gegenständen eingeleitet. In vielen Krankheitsfällen
werden von Schamanen im Westen kaum bekannt Techniken eingesetzt, um die Aura
des Patienten zu reinigen, die Rotationsgeschwindigkeit lädierter Chakren zu
erhöhen und die Selbstheilkräfte des Körpers auf ein Höchstausmaß zu
aktivieren.
Obwohl
die Wirksamkeit der schamanischen Heilbehandlung seitens der Schulmedizin nach
wie vor heftig bestritten wird, haben anthropologische Untersuchungen
inzwischen ein erstaunliches Ergebnis erbracht. Demnach setzt der Schamane bei
seiner spirituellen Arbeit stets auch außergewöhnliche, kognitive
Fähigkeiten ein, die unterscheidbar anders sind wie jene der restlichen
Gemeinschaft. Die vom Schamanen eingesetzten kognitiven Fähigkeiten überragen in puncto ihrer
Effektivität jene seiner Stammesgenossen bei
weitem…
Es gibt schamanische Kulturen deren Mitglieder die Beratung oder Behandlung
durch einen Schamanen im Krankheitsfall oder in Krisensituationen jeder
anderen, auf naturwissenschaftlicher Grundlage oder auf den logischen
Denkgesetzen beruhenden Alternative vorziehen.
Sieht man von der erhöhten Säuglingssterblichkeit in solchen Gemeinschaften
einmal ab - diese ist ja in erster Linie auf unzureichende hygienische
Standards und gravierende Mängel in der Trinkwasserversorgung
zurückzuführen - dann können diese traditionellen Gemeinschaften in punkto
der durchschnittlichen Lebenserwartung ihrer Mitglieder durchaus mit den
modernen, überaus kostspieligen Apparate-Medizin-Gesellschaften des Westens
mithalten.
Während der langen Zeit ihres Bestehens, waren Schamanen immer und
überall
gezwungen, alles in ihrer Kraft Stehende zu tun, um ihre Reputation als
mächtige Heiler und Hellseher aufrecht zu erhalten. Wenn ihre Methoden
funktionierten, dann waren ihnen Respekt und ein guter Ruf sicher. Wenn sie
aber nicht funktionierten, dann büßten sie ihre Glaubwürdigkeit ein.
Schamanen waren also zu allen Zeiten und allerorts gehalten, durch Versuch und
Irrtum herauszufinden, was tatsächlich wirkt, und sie setzten daraufhin ihr
neu erworbenes Wissen mit erstaunlichen Ergebnissen in die Praxis um.
Auf diese Weise hat der Schamanismus all die vielen Jahrtausende hindurch bis
in die heutige Zeit überlebt - und dies trotz einer Vielzahl beharrlicher
Versuche, ihn auszulöschen.
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