Liebe
Hinterbliebene,
Bitte stellt
Euch vor wie eine Welle gegen einen wunschlosen Strand auf Bali rollt...
Sie quirlt und lässt
Schaumblasen entstehen, zieht Sand vom Grund mit sich und neckt die kleinen
Sandpfeifer entlang ihres Weges. Ein gewisses Quantum ihrer Kraft wird ihr
durch das Auslaufen gegen den Strand hin genommen, während ein anderer Teil
ihrer Kraft im immerzu aufnahmebereiten Sand versickert. Sobald sich diese
Welle zurückzieht, treten kleine Blasen aus dem Sand hervor; glitzernde
Muster tanzen in den dunkeln und hellen Sandpartikeln, und zerbrochene
Muscheln erzählen uns Geschichten über frühere Bewohnern des grossen
Wassers...
Wenn
wir den Ozean und die Natur seiner Strände kennen, müssen wir uns dann
Sorgen darum machen, dass keine Welle mehr der von uns betrachteten folgt?
Natürlich brauchen wir
uns nicht zu sorgen. In einem zeitlosen Szenario, das in meiner Betrachtung durch
das Meer repräsentiert wird, werden die Wellen immer gegen den Strand rollen,
eine nach der anderen - jede auf eine subtile Weise von der anderen
verschieden, jede mit ihrer eigenen Wirkung. Sobald sich eine Welle ins Meer
zurückzieht, wird eine andere aufkommen. Dies ist eine Notwendigkeit, die
durch die Natur der Welle bedingt ist.
Unsere Existenz, liebe
Hinterbliebene, ist tatsächlich eine grenzenlose Gesamtheit, eine Kontinuität. Sie
erscheint uns nur dann bruchstückhaft, wenn es uns am Bewusstsein bezüglich
dieser allumfassenden Ganzheit mangelt.
Erinnert
Euch daran, was ich Euch in meinem 'Kondolenzschreiben' (Teil 1) dazu gesagt habe!
Der Tod ist seinem Wesen
nach wie die Höhen des von den Fledermäusen verursachten Tschirpens im Spektrum
der Frequenzen - jenseits unserer unmittelbaren Wahrnehmung. Aber in seiner
Essenz ist auch der Tod eine Kontinuität von dem, was wirklich ist - von dem,
was wir alle unserem Wesen nach sind.
Genau so wie wir den
beständigen, ununterbrochenen Ton der Fledermaus nicht mit unserem Ohr wahrnehmen
können, genau so können wir auch nicht jenen Teil der Existenz mit unseren Sinnen wahrnehmen,
der sich jenseits der Periode unseres Lebens befindet.
Trotz unserer
eingeschränkten Wahrnehmung bezüglich des Ganzen ist der Ton, den die Fledermaus
ausstösst, beständig;
er basiert also in Wahrheit auf
Kontinuität. Und genau das gilt auch für die Existenz eines bewussten
Wesens...
Wir
können die Welle beobachten wie sie gegen den Strand kracht, und wir können
jeden Aspekt derselben analysieren, ihre Kraft messen, ihre Ausdehnung und
ihre unterschiedlichen Wirkungen.
Aber wir können die
Welle so lange nicht verstehen, bis wir einen Blick auf den Ozean und auf die
Erde getan haben, denn die Welle ist bloss ein isolierter Aspekt von einem
viel grösseren Ganzen.
Und
genau so, sind wir Menschen das auch...
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