Das Wort
für
'Schwarze Magie' und jenes für eine
Person, die diese praktiziert, für die Hexe oder den Schwarzmagier, wenn man diese so bezeichnen will,
ist auf Balinesisch dasselbe: beides wird Leyak genannt.
Sprechen sie zu
einem Ausländer, dann benutzen die Balinesen gerne die Phrase 'White Magic' oder
'Weiße Magie', soweit sie damit jene Kräfte beschreiben, die dazu
benutzt werden, 'Black Magic' oder 'Schwarze Magie' zu überwinden, ihr zu
widerstehen oder jemanden davor zu bewahren. Das balinesische Wort dafür ist
pengijeng awak und bedeutet: 'den Körper beschützen.
Obwohl wir
beide Formen (weiße und schwarze Magie) als Gegensätze erkennen -
black/white, bad/good - betrachtet der Balinese das Wissen aus dem Bereich
Niskala immer als etwas,
das respektiert werden muss, vielleicht sogar gefürchtet.
Hohe Priester,
Pedanda genannt, wenn sie der Kaste der Brahmanen angehören, und Pemangku, wenn sie zur niederen Kaste der Sudras
zählen,
haben ihr Leben dem Studium der positiven Nutzung der Niskala-Kraefte
gewidmet.
Leyaks haben vielleicht ebenfalls solange wie
diese Priester die geheimen Lontars
studiert, aber sicher mit anderen, ja mit gegenläufigen Absichten.
Irgendwo
zwischen dem Pedanda und Pemangku ist der Balian
einzureihen, ein Schamane und/oder Medizinmann, der sich einen Teil von beiden Extremen angeeignet und
zunutze gemacht hat.
Der
Balian ist eine Person, die auf Bali gleichzeitig geachtet und
gefürchtet ist, letzteres dann, wenn er sich dem Negativen zugewandt oder
verschrieben hat. Für gewöhnlich besteht aber die Aufgabe eines Balian darin,
den Menschen zu helfen und nicht darin, Schaden zu stiften.
Ein
Leyak kann sich - zumindest aber seinen Geist - in ein anderes Wesen oder in eine
andere Form verwandeln: einen Affen, einen Vogel, ein gespenstisches Licht,
einen Körper ohne Kopf…
Die Variationen scheinen endlos zu sein. Solches kann aber nur
in der Nacht passieren. Der physische Körper des Leyak verbleibt dabei
im Bett zurück. Die verwandelte Gestalt kann gesehen werden, und es wird auch
regelmäßig darüber berichtet, dass diese auch tatsächlich von Balinesen
gesehen wurde, wenn diese um Mitternacht ihr Haus verließen. Es muss nicht
unbedingt erwähnt werden, dass es sich nur um wenige Balinesen handelt, die
das Risiko eines mitternächtlichen Ausganges eingehen.
Jene Erscheinung kann durch die Luft fliegen, und sie mag
vielleicht die Menschen nur erschrecken und dann einfach verschwinden. Aber
sie kann auch töten, fremdartige Objekte in den Körper eines Opfers
einführen, Nahrungsmittel vergiften, Krankheit verursachen, Missernten
bewirken und so fort - die Liste variiert abhängig von Zeit und Ort auf Bali
und beinhaltet nahezu all die Unglücksfälle, die normalerweise die Menschen
befallen, aber auch solche, die höchst ungewöhnlich sind.
Der verwandelte Leyak kann nicht mit einem Messer
getötet
werden, aber verschiedene andere Methoden können benützt werden, um ihn zu
vernichten oder um sich seiner bösen Einflüsse und Kräfte zu entziehen.
Wenn ein Leyak tatsächlich getötet wird, dann wird sein im Bett
zurück gelassener menschlicher Körper ebenfalls sterben, und zwar ohne
sichtbare Verletzung, Krankheit oder Ursache. Und gerade das Vorliegen solcher
Umstände wird auf Bali als Hinweis darauf erachtet, dass die betreffende
Person in ihrem Leben ein Leyak gewesen ist.
Leyaks attackieren sehr häufig
Mitglieder ihrer eigenen Familie. Geschichten werden darüber erzählt, dass
männliche Leyaks ihre Ehefrauen angegriffen und getötet hätten oder
umgekehrt. Da wird von nächtlichen Geräuschen berichtet, mit denen der Leyak
sein Opfer aufgeweckt und dazu veranlasst hätte, nach draußen zu gehen, wo
es kurz darauf sein Schicksal ereilte: ganz unerwartet fiel eine Kokosnuss vom
Baum und auf den Kopf jener Person. Und das Leben eines bestimmten
Familienmitgliedes des Leyaks wurde auf diese Weise beendet...
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