Natürlich ist es
für einen Leyak auch möglich, Personen
anzugreifen, die nicht zu seiner Familie gehören. Dies erfordert aber bereits
ein fortgeschritteneres magisches Wissen und Können.
Als Motive für das
Unwesen von Leyaks innerhalb ihrer eigenen Familie werden die
alltäglichen
Streitereien genannt, die in einer Gruppe von Personen, die miteinander auf
engstem Raum leben müssen, eben häufiger auftreten. Eifersucht, Rache oder
eingebildete oder tatsächlich stattgehabte Beleidigungen werden ebenso als
maßgebliche Gründe für die Umtriebe der Leyaks angesehen, wie deren Gier
nach Geld oder Besitz von Dingen, die dem Opfer gehören.
Man ist am
verwundbarsten für den Angriff eines Leyaks, wenn man krank, verletzt oder
aus anderen Gründen zu kraft- und energielos ist, um seinem magischen Angriff
zu widerstehen.
Babys sind vor ihrem Nelubulanin, ihrem ersten 'Geburtstag'
nach drei Monaten, 105 Tage nach der Geburt, besonders verletzlich. Eine
Scheibe Zwiebel wird daher oft auf die Fontanelle eines Kleinkindes gelegt, um
dessen Besitznahme durch einen Leyak zu verhindern. Diese Maßnahme wird
deshalb ergriffen, weil Leyaks den Geruch der Zwiebel als sehr
abstoßend empfinden.
Alle Arten Talismane, Amulette, Opfergaben und andere magische Objekte werden
um das Baby herum platziert, um es vor einem magischen Angriff zu schützen. Ab
seinem ersten Geburtstag - nach drei Monaten - trägt das Kind seine
getrocknete Nabelschnur in einem Amulett um den Hals. Erwachsene, welche krank
sind, verlassen den Hof ihrer Familie nicht so lange ihre Krankheit
andauert, damit nicht ein Leyak aus ihrem geschwächten Zustand Nutzen
ziehen kann.
Es
gibt für den Balinesen verschiedene Methoden, um mit diesen magischen Kräften umzugehen. Um sich der Bedrohung durch Black Magic
zu entziehen, geht man auf Bali zu einem bestimmten Balian und erhält von
diesem ein magisch geladenes Amulett, ein magisches Gebet oder kraftvolles Mantra, einen Ring oder andere
magische Gegenstände, welche den Schutz des Körpers oder die Hintanhaltung
des Einflusses böser Mächte gewährleisten sollen.
Die Anzahl der dabei zum Einsatz gelangenden magischen Objekte,
die von diesen magisch operierenden Schamanen mit einem Gegenzauber 'geladen' wurden, ist auf Bali Legion.
Manchmal wird dem Betroffenen aber von seinem Balian
aufgetragen, zu einem bestimmten Tempel zu gehen, vorzugsweise zu einem Pura
Dalem, dem Dorftempel nahe dem Friedhof, welcher dem Gott Shiva oder dessen
Gattin Durga geweiht ist. Hier muss er eine Nacht lang meditieren und die
Kraft der Götter erflehen, um sich von dem gegen ihn gerichteten
schwarzmagischen Bann zu befreien.
Wenn jemand besonders begnadet ist - die meisten Balinesen sind
es nicht - und über die erforderliche Kraft der Konzentration verfügt, dann
könnte sein Geist und sein Körper auch ohne weitere Maßnahmen ausreichende
Abwehrkräfte besitzen, um dem Bösen zu widerstehen. Exakte Angaben, ob man
über diese Kraft verfügt oder nicht, können nicht ohne weiteres gemacht
werden.
Die meisten Balinesen sind sogar zu ängstlich, um letztere Methode auch nur
zu versuchen. Der Grund dafür besteht einfach darin, dass die Gegenmaßnahme
der mitternächtlichen Meditation ein Schritt in eine Richtung ist, wo man
sich sehr leicht weiteren magischen Manipulationen durch Leyaks
aussetzen würde.
Gewaltige magische Kräfte - ja sogar jene, um das Böse
abzuwehren - können gleichermaßen zum Guten wie zum Bösen eingesetzt
werden, was letztlich von jener Person abhängt, die über sie verfügt.
Einige Orte auf Bali sind schwarzmagischer Einflussnahme
häufiger ausgesetzt als andere. Bestimmte Dörfer, darunter auch Sanur, sind
als angker sekali - was soviel wie 'fremdartig' oder 'angsterregend' bedeutet
- bekannt oder als tenget, was darauf hinweist, dass dort eine große
übernatürliche Kraft oder Energie vorherrscht.
Wegkreuzungen und Friedhöfe sind in der Nacht die bevorzugten
Aufenthaltsorte der Leyaks. Sogar Bäume von ungewöhnlicher Gestalt
sowie große oder komisch aussehende Felsen oder andere eigentümliche Objekte
werden wegen ihrer potenziellen Kraft von den Balinesen mit großer Sorgfalt
und Hinwendung behandelt. Man kann an solchen Plätzen oft Opfergaben in
schmalen Schreinen vorfinden.
In der Nacht auf Bali unterwegs zu sein, ist eine
beängstigende Erfahrung, weil der Reisende dann immer auch den bösen
Einflüssen ausgesetzt ist, insbesondere in den Stunden um Mitternacht.
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