In der Jahrhunderte dauernden, blutbefleckten
Geschichte dieses besonderen Steines waren viele Personen und vier Länder
involviert: Indien, Persien, Pakistan und England. Wer die
Geschichte des Kohinoor
Diamanten kennt, dem wird schnell klar, weshalb diesem wertvollen Stein sehr
böse mystische Kräfte und zerstörerische Eigenschaften zugeordnet werden.
Jedenfalls ist die 750-jährige Geschichte dieses Steines mit einer Unzahl
von Gewalttaten,
Mord und Verrat durchsetzt.
Seit 1850 befindet sich der Kohinoor Diamant
im Besitz der Königin von England. Er ist Bestandteil der englischen
Kronjuwelen und wird im Tower in London aufbewahrt.
Hier ist die faszinierende Geschichte des
magischen Steins des Bösen, welche mit seiner ursprünglich
zugedachten Rolle innerhalb der Hindu-Religion Indiens ihren Anfang nimmt.
Der Koh-i-Noor - dies
ist die persische Bezeichnung und Schreibweise des Namens jenes Kleinods, welche
"Berg des Lichtes"
bedeutet - wurde um 1100 n. Chr. vermutlich im alten indischen
Diamantenabbaugebiet von Kollur im Distrikt
Guntur bei
Golkonda, im Süden der
Region Andhra Pradesh entdeckt. Der Diamant hatte ursprünglich die Größe
eines kleinen Hühnereis und ein Feingewicht von 186 Karat. Sein Wert wurde
Jahrhunderte später von
einem Eroberer der muslimischen Dynastie türkisch-mongolischer Abstammung (Zeit
der Mogulenherrschaft in Indien) mit "der Hälfte der täglichen Gesamtausgaben
auf der ganzen Welt" beziffert.
Ursprünglich wurde der Kohinoor von
den Kakatiya Königen als ein Auge der Hindu-Göttin Bhadrakali
von Warangal installiert.
Ein Hindu-Text aus dem Jahre 1306 besagt,
dass der Kohinoor mit einem tödlichen Fluch für all seine männlichen
Besitzer magisch imprägniert sei. Dieser Text weist ausdrücklich darauf
hin, dass nur Frauen diesen Stein "ungestraft tragen" könnten.
Im Jahr 1323 besiegte Ghiyath al-Din
Tughluq die Kakatiya Könige und eignete sich den wertvollen Stein
aus dem Tempel der Hindu-Göttin an. Wegen diesem Frevel wurde Ghiyath
al-Din Tughluq ein Jahr später im Rahmen einer gegen ihn gerichteten
Verschwörung von seinem eigenen Sohn ermordet.
Während seiner weiteren Geschichte wechselten
zwar die königlichen Besitzer dieses fluchbeladenen Edelsteins, doch war das
mit seinem Besitz verbundene Schicksal immer negativ und brachte ihnen
großes Unglück und Tod.
Im 16. Jahrhundert fiel der Stein in den
Besitz des ersten Mogul-Kaisers Babur, dessen Sohn kurz darauf als
ein weiteres Opfer
des Kohinoors aus seinem Königreich verbannt und ins Exil vertrieben wurde.
Ein späterer Mogulherrscher und Besitzer
des magischen Steins des Bösen, Schah Jahan, der Erbauer des Taj Mahal, ließ
den Kohinoor in den damals weltberühmten Pfauen-Thron seiner Dynastie
in Delhi einsetzen.
Am
Ende seines Lebens konnte er allerdings die Lichtreflexe des Kohinoors nur mehr
hinter vergitterten Fenstern von seinem Gefängnis aus bestaunen, in welches ihn
sein eigener Sohn, Aurangzeb, werfen ließ.
Erst nachdem die Mogulherrscher in Indien
ihre Macht eingebüßt,
und die Perser die Kontrolle über den magischen Stein des Bösen
erlangt hatten, bekam dieser den persischen Namen Koh-i-Noor - Berg des Lichts.
Es wird berichtet, dass der Schah von Persien, Nadir,
der Besieger der Mogul-Herrscher, Delhi plünderte und Besitzer des
Kohinoors wurde.
Als er im Jahre 1736 den Rückzug in seine Heimat
vorbereitete, bemerkte er, dass sich der Kohinoor nicht mehr unter
den Beutestücken befand. Angeblich wurde der Schah von einer
desillusionierten Haremsdame des besiegten Mogul-Herrschers heimlich darüber
informiert, dass Letzterer den Diamanten in seinem Turban versteckt hielt.
Darauf wendete Schah Nadir einen alten Kriegsbrauch an, um wieder
in den Besitz des Kleinods zu kommen. Er schlug dem besiegten Mogul
anlässlich einer Feier vor, die Turbane zu tauschen. Diese Geste
wurde nach dem damaligen Kriegsbrauch als Symbol ewiger Freundschaft und
Brüderlichkeit gewertet. Eine Ablehnung durch den besiegten Mogul wäre einem
Affront gleichgekommen. Nachdem der Edelstein durch das Entwinden des
Turbans des Moguls zu Boden gefallen war und in seinem
vollen Glanz erstrahlte, soll Schah Nadir ausgerufen haben: "Koh-i-Noor".
Seit dieser Zeit wurde der magische Stein des Bösen
von seinen weiteren Besitzern leidenschaftlich begehrt, welche vom
enormen Wert
dieses Diamanten und dem mit seinem Besitz verbundenen Status völlig
geblendet waren.
Ein Höfling Schah Nadirs umschrieb den Wert des Kohinoors so: "Wenn
ein starker Mann fünf Steine nehmen und davon jeweils einen nach Norden,
einen nach Osten, einen nach Süden, einen nach Westen und den letzten in die
Höhe werfen, und dann der dadurch skizzierte Raum mit Gold und Edelsteinen gefüllt
werden würde, dann würde dieser ungeheure Schatz dem Wert des Kohinoors entsprechen".
Nachdem auch Schah Nadir ein Opfer des
verfluchten Kohinoor Diamanten geworden und 1747 ermordet worden war, wurden die
Nachfolger des Schahs Besitzer jenes Kleinods, von denen jeder Einzelne entthront und/oder
rituell geblendet wurde.
Die Unglücksserie dauerte so lange an, bis der
magische Stein des Bösen als Gegenleistung für die Gewährung von Asyl in die Hände von Ranjit
Singh fiel, dem Löwen von Lahore und selbst ernannten Herrscher im
Punjab - dem Vater des Duleep Singh. Der Diamant wanderte während der
Herrschaft Ranjit
Singhs
in die Schatzkammer des Punjab.
Im
Jahre 1839 vermachte Ranjit Singh auf seinem Totenbett den kostbaren Diamanten
dem Gott Jagannath bzw verschenkte ihn an den Tempel dieses Gottes in
der Stadt Jagannath im Distrikt Orissa.
Nach dem Tode Ranjit Singhs wurde jedoch der
Transport des Kohinoors in den Jagannath Tempel von der
kolonialen Britischen Administration verwehrt. In der Folge wurde der Diamant zum zweiten Mal seinem
rechtmäßigen Besitzer, das heißt einem Hindu-Tempel, gestohlen.
Innerhalb der nächsten 10 Jahre gelangte der
Stein nach zahlreichen unbarmherzigen und blutigen militärischen
Operationen, welche jenen
zuvor um den Koh-i-Noor ausgefochtenen Kämpfen um nichts nachstanden, in den
Besitz von Lord Dalhousie, dem damaligen Generalgouverneur in Indien.
Was darauf folgte, ist als Periode der Anglikanisierung dieses
Diamanten bekannt.
Nachdem der Punjab 1849 von
Britisch-Indien annektiert worden war, ging das Kleinod als Entschädigung
für die Sikh-Kriege in den Besitz der Britischen Ostindien-Kompanie über.
Im Jahre 1850 wurde das Juwel neuerlich
gestohlen bzw. unter Gewaltandrohung der britischen Monarchie
ausgehändigt. Auf Grund des magischen Fluches, der auf dem Koh-i-Noor
lastet, begann das Britische Weltreich zu kollabieren, kurz nachdem der
Diamant in den Besitz der Britischen Korne gelangt war.
Heute gehört der Koh-i-Noor zu den
königlichen Kronjuwelen, die von der englischen Königin getragen werden.
In jüngerer Zeit gab es mehrere Interventionen,
die darauf abstellten, dass der Diamant den Indern zurückgegeben werden
sollte, denen aber bis dato kein Erfolg beschieden war.
Kürzlich wurden streng geheim
gehaltene Papiere auf Grund des Freedom of Information Act
der Öffentlichkeit zugänglich, welche ein noch grelleres Licht auf die Geschichte
der Anglikanisierung des
Koh-i-Noor werfen.
Demnach wurde 1849 ein neunjähriger indischer Junge
Königin Victoria vorgestellt. Die ihm zugedachte Aufgabe bestand
darin, der Kolonialmacht Großbritannien den Besitz der glitzerndsten und
symbolträchtigsten Kriegstrophäe aus dem Sikh-Kriegen und der Unterwerfung des
indischen
Subkontinents zu verschaffen.
Dieser Junge war der bereits erwähnte Duleep Singh, der
letzte Herrscher der Sikhs im Punjab. Seine neuen imperialistischen Meister
in Großbritannien
zwangen ihn, den Koh-i-Noor der Englischen Krone auszuhändigen.
Die tatsächliche Übergabe des Kohinoor
ans englische Königshaus im Jahre 1850 wurde zu einem Akt politischer
Bedeutung hochstilisiert. Sie wurde mit großer Sorgfalt vorbereitet und
diente auch der von England geplanten Inthronisierung der Maharadschas in
Indien. Erst dadurch konnten enorme Reichtümer aus Indien nach Großbritannien
fließen.
Lord Dalhousie, der damalige
Generalgouverneur Indiens, der mit der Unterwerfung des Punjab im Zweiten
Sikh-Krieg im Jahre 1849 und mit den Vorbereitungen der Inbesitznahme des
Koh-i-Noor durch das englische Königshaus beauftragt worden war, befahl dem jungen Prinzen Duleep Singh,
welcher von der englischen Monarchie als Marionette missbraucht und als
Maharadscha in Lahore eingesetzt worden war, den Koh-i-Noor
persönlich der Englischen Krone auszuhändigen.
1850 wurde der magische
Stein des Bösen der britischen Königin Victoria zum 250.
Gründungsjubiläum der Britischen Ostindien-Kompanie auf dem Gebiet des
heutigen Pakistans überreicht.
Der Diamant wurde von der englischen
Monarchie als Kriegsbeute bzw als Entschädigung für die Sikh-Kriege
betrachtet. Seine Übergabe im Jahre 1850 an die Englische Krone wurde als spektakuläres Ereignis inszeniert, ziemlich ähnlich den Übergaben von
Tributszahlungen durch besiegte Feinde an die Herrscher im alten Ägypten und
Rom.
Der Kohinoor wurde ein Jahr später das
bedeutendste Ausstellungsobjekt während der großen Weltausstellung, die 1851
stattfand und von Tausenden Menschen besucht wurde. Da während dieser
Ausstellung Verwunderung über das mangelnde Feuer des Diamanten aufkam, ließ
Prinz Albert den Koh-i-Noor neu schleifen.
Dabei wurde der vormals 186-karätige Diamant auf seine heutige Größe von
108,93 Karat (21,786 g) gebracht.
Nachdem Prinz Albert
den neu geschliffenen Kohinoor in eine Tiara einbetten lassen
hatte, wurde
Prinz Duleep Singh
zum Schutzbefohlenen der Britischen Krone erhobenen und erhielt eine
jährliche Apanage von £ 50.000. Er
konvertierte zum Christentum und wurde ein Mitglied des engeren Kreises um
den jungen Prinzen Edward VII. Prinz Duleep Singh
starb 1893 völlig verarmt in Paris.
Einige Historiker haben darauf hingewiesen,
dass die derzeit regierende Königin von England, Elizabeth Windsor, nach Übergabe des
Diamanten an die britische Monarchie vor mehr als 160 Jahren als jene
Person betrachtet werden könne, die den Koh-i-noor bisher am längsten
in Besitz hatte. Wie bereits erwähnt, wird dieser magische Stein im Tower
als Teil der Kronjuwelen aufbewahrt. Sein Wert wird mit
£ 13.000.000.000 beziffert.
Königin
Alexandra trug den
Diamanten während ihrer Inthronisierung am 9.8.1902 als zentralen
Schmuckstein in ihrer Krone. Auch zur Krönung von Königin Mary im Jahre 1911
wurde der Koh-i-Noor als zentraler Stein der Königskrone getragen. Schließlich
wurde der Diamant 1937 in die Krone von Königin Elizabeth, der späteren Mutter
der gegenwärtigen Königin von England, eingearbeitet.
In einem Brief aus dem Jahre
1849 schrieb der damalige Vizekönig von England an einen Freund: "Mein
Motiv bestand einfach darin: Dass es mehr zur Ehre der Königin gereichen
würde, wenn der Koh-i-Noor direkt aus der Hand des besiegten Prinzen (Anm.:
Duleep Singh) in die Hände des Souveräns
gelegt würde, der sein Eroberer gewesen ist, als wenn er (Anm.: der
Koh-i-Noor) ihr (Anm. der Königin Elizabeth von England) bloß als Geschenk dargeboten
würde".
Möglicherweise war es das Echo dieser Worte,
das britische Diplomaten 126 Jahre später dazu veranlasste, sich mit der konkreten
Forderung Pakistans - auf dessen Territorium der Koh-i-Noor übergeben
worden war - betreffend eine Rückgabe des Diamanten auseinanderzusetzen.
Geheime Papiere der Regierung, die im
National-Archiv in Kew, West-London aufbewahrt werden und im Rahmen des
Freedom
of Information Act der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden,
enthüllen die Details über eine strikte Forderung Pakistans aus dem Jahre
1976 auf Rückerstattung jenes Kleinods an Pakistan, das buchstäblich zu
einem Teil der Englischen Kronjuwelen gemacht geworden war.
Wie bereits erwähnt, zierte der Koh-i-Noor
seit 1911 englische Königskronen, welche von den Gemahlinnen englischer
Monarchen getragen wurden. Die Mutter der englischen Königin trug den
magischen Stein des Bösen in ihrer Krone anlässlich der Krönung ihres
Gemahls im Jahre 1937 und anlässlich jener ihrer Tochter, der heutigen
Königin Englands, Elizabeth Windsor, im Jahre 1953.
Die Forderung nach einer Rückerstattung des
Diamanten an Pakistan wurde erstmals in einem Brief des damals amtierenden
Prime Ministers in Pakistan, Zulfika Ali Bhutto, an seinen britisches
Amtskollegen, James Callaghan, ausgesprochen. Dieser Brief, datiert
mit 13.8.1976, beginnt wie folgt: "Ich schreibe Ihnen kurz vor dem
jährlich wiederkehrenden Tag unserer Unabhängigkeit. Dieses Ereignis hat
niemals darin versagt, Pakistans historische Kümmernisse betreffend die
Aufteilung jener Territorien sowie jenes Vermögens in Erinnerung zu rufen,
zu welchen wir seit dem Ende der britischen Herrschaft berechtigt sind".
Nachdem er auf den "immensen sentimentalen Wert"
des Diamanten für Pakistan hingewiesen hatte, fuhr Herr Bhutto fort: "Seine
Rückerstattung (Anm. jene des Kohinoor Diamanten) an Pakistan würde
eine überzeugende Demonstration jener Geisteshaltung darstellen, welche
Großbritannien freiwillig dazu veranlasst hat, ihre imperialen Schulden zu
tilgen und einen Prozess der Dekolonialisierung einzuleiten".
Trotz der Weigerung James Callaghans vor
fast 35 Jahren den Edelstein an Pakistan zurück zu geben, blieb die
Anziehungskraft des magischen Steins des Bösen ungebrochen.
Der indische Hochkommissar in London
beschuldigte Großbritannien im Jahre 2002, mit dem Reichtum des Königreiches
öffentlich "zu protzen", nachdem die Krone mit dem Koh-i-Noor, mit
welcher die Mutter der derzeitigen Königin im Jahre 1937 gekrönt worden war,
auf dem Sargdecke der 2002 verstorbenen Königinmutter platziert wurde.
Die bloße Erwähnung vor einigen Jahren, dass
die selbe Krone an Camilla, Herzogin von Cornwall, übergehen könnte,
sobald ihr Gemahl zum König wurde, war dann zu viel des Guten für New Delhi. Indien wiederholte
nun seine Forderung bezüglich der Rückgabe des
Edelsteines. Der Pressesprecher für den indischen Hochkommissar in London
sagte: "Die Forderung der indischen Regierung ist legitim. Wir hoffen,
dass diese Angelegenheit so rasch wie möglich bereinigt wird".
Auf Grund
von Gerüchten, die sich hinter den verschlossenen Toren des Königspalastes
zusammengebraut haben, erscheint es eher unwahrscheinlich, dass die
Englische Krone den Koh-i-noor an seinen rechtmäßigen Eigentümer
zurückgeben wird.
Epilog
Am 21.2.2013 erklärte David Cameron,
UKs amtierender Prime Minister, während seines Besuches in Indien, dass er eine Rückgabe
des Diamanten an Indien als unlogisch erachte. Ferner sagte er:
"Ich glaube ganz gewiss nicht an derartige Retournierungen, wie sie bereits
stattgefunden haben. Ich glaube nicht daran, dass so etwas sensibel ist".
Wir sollten uns nochmals daran erinnern,
dass England während der Kolonialzeit Indien gezwungen hatte, dieses
unbezahlbare Kleinod an das englische Königshaus auszuhändigen.
Ja, Mr
Cameron hat ganz offensichtlich ein feines Gespür dafür entwickelt, wie
sein Land an der derzeit aufstrebenden Wirtschaftsmacht Indien profitieren
könnte. Dennoch legte er anlässlich seines Besuches in Indien hinsichtlich
der legitimen Forderung nach einer Rückgabe des Kohinoor Diamanten
mit der subtilen Sprache der Diplomatie seine diesbezügliche Position offen,
indem er der Geisteshaltng Ausdruck verlieh, dass
er sich "eher um die Gegenwart und um die Zukunft Sorgen" machen
würde, als "um Dinge, die der Vergangenheit angehören".
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