Das zweite hermetische Gesetz lautet:
Wie oben, so
unten - oder: Wie die Vorderseite, so die Rückseite.
Mit diesem Gesetz formuliert Hermes das
esoterische Prinzip,
wonach allem, was im sog 'Mikrokosmos', dh im Menschen und in der irdischen
Sphäre der Welt vorhanden ist, eine Entsprechung im makrokosmischen Bereich
gegenüber steht.
Sämtliche
hermetischen Grundsätze gelten damit nicht nur einseitig für die Sphäre
unseres Daseins, für unsere irdische Welt, sondern sie sind auch für alle
übrigen Seinsbereiche des Universums gültig und wirksam - wie oben, so
unten...
Wir erkennen nun bereits, dass es sich bei den hermetischen
Gesetzten um allgemeingültige Wahrheiten handelt, die auf das gesamte Sein -
auf das menschliche ebenso, wie auf das nichtmenschliche - gleichermaßen
abstellen.
Es handelt sich demnach um in Worte gefasste, ewig und überall
gültige Prinzipien, deren Wirksamkeit sich alles Geschaffene und damit
Abgeleitete, das als ein Teil dieses Universum existiert, niemals entziehen
kann. Alles Existierende, das heißt, alles aus dem Immerwährenden, aus dem
Ewigen Herausgetretene, unterliegt dem im ersten Gesetz formulierten
Prozess permanenter Veränderung, Wandlung und Auflösung.
Im mikrokosmischen Bereich können wir diesen
Prozess sehr leicht
erkennen und nachvollziehen, zumal hier eine Zeitqualität vorherrscht, die
unserem Erkenntnisapparat diese Einsicht ermöglicht.
Wir sind uns sehr wohl im klaren darüber, dass unser Gesicht
schon in wenigen Jahren nicht mehr dasselbe Aussehen wie heute aufweisen wird.
Und wir sehen, wie sich die im Frühling hervorsprießenden Blätter eines Baumes
im Laufe des Jahres verändern und schließlich im Winter ihrer Auflösung
anheimfallen. Wir machen uns aber nur selten bewusst, dass dieser Prozess, dem
alles unterstellt ist, ständig um uns herum und überall im Universum abläuft.
Der Astronom weiß, dass jene fernen Welten, die sein Auge durch
das Teleskop erblickt, im Augenblick seiner Betrachtung längst nicht mehr
existieren mögen, denn es ist der Bereich des längst Vergangenen, den er
schaut. Je weiter ihn sein Forscherdrang in das All vorstoßen lässt, desto
gewisser ist es, dass die Objekte seiner Betrachtung tatsächlich nicht mehr -
oder zumindest nicht mehr entsprechend seiner Wahrnehmung - existieren.
Das Licht, das diese Objekte einst als Fixsterne ausgesandt
haben und dessen Erscheinung unser Astronom gerade durch sein Teleskop
betrachtet, benötigte Zeit, um jene ungeheure Entfernung zurückzulegen, bis es
auf die Netzhaut seines Auges treffen konnte. Die Millionen Lichtjahre von
unserem Betrachter entfernte Sonne, mag sich im Augenblick ihrer Betrachtung -
entsprechend dem ersten hermetischen Grundsatz - längst zu einem "roten
Riesen", einem "weißen Zwerg" oder vielleicht sogar zu einem "schwarzen Loch"
verwandelt haben...
Wir erkennen an diesem Beispiel, dass der erste Grundsatz
des Hermes, wonach alles, was einen Anfang hat, notwendig ein Ende haben
muss, sehr wohl auch auf die makrokosmische Realität unseres Universums
zutrifft. Diese Einsicht wird im ersten Teil des zweiten
hermetischen Gesetzes klargestellt - wie oben, so unten...
Zum besseren Verständnis des zweiten Teiles des
zweiten hermetischen Gesetzes, Wie die Vorderseite, so die
Rückseite, schlage ich vor, dass wir uns zuvor mit dem dritten Gesetzes
des Gottes Thoth beschäftigen.
Nach dessen Erläuterung werde ich auf die hier offen gebliebene
Frage zurückkommen.
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