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Die Renaissance des Archaischen - Teil 6 von 9
von Dr. Friedrich Demolsky

Die weitere Entwicklung von 1953  bis 1956
1953 ging William Burroughs (1914 - 1997), der Gottvater der Beat Generation, in das Amazonasgebiet, wo er Ayahuasca einnahm; über diesen Umstand berichtet er in den Yage Letters (Yage Briefen), dem Schriftverkehr zwischen Burroughs und Allen Ginsberg, welcher 1963 publiziert wurde.

Im gleichen Jahr traf R. Gordon Wasson auf seiner ersten Reise nach Mexiko den einäugigen Schamanen, Aurelio Carreras, der in Huautla de Jimenez lebte, wo Wasson später der Schamanin Maria Sabina begegnen sollte. Ganz im Sinne der Tradition, fragte der Schamane Carreras, ob Wasson eine Frage oder ein Anliegen hätte, das für die Divination (Schamanische Prophezeiung) in Betracht käme.

Maria Sabina &
R. Gordon Wasson

Wasson nahm diese Frage nicht wirklich ernst. Er ersuchte Carreras, Informationen von der Anderen Seite abzurufen, die seinen Sohn Peter betrafen. Anschließend beobachtete er den Curandero-Schamanen in Trance und erhielt Details betreffend die Aktivitäten seines Sohnes, welche sich später als zutreffend heraus stellen sollten. Wasson war beeindruckt, dass der Schamane einen Volltreffer gelandet hatte, aber es kam ihm offensichtlich nicht in den Sinn, dass die selbe schamanische Technik auch für spirituelle Fragen eingesetzt werden könnte.

Der amerikanische Psychiater H. Abramson erhielt im Jahre 1953 von der amerikanischen Regierung eine Zuwendung von $85,000 für Forschungsarbeiten, die erhellen sollten, ob die Wirkungen von LSD: 1. Störungen des Erinnerungsvermögens auslösen, 2. Verhaltensstörungen in Form einer auffälligen Verhaltensänderung verursachen, 3. Änderungen im Sexualleben hervorrufen würden, 4. Einfluss auf die Wiedergabe von Informationen hätten, 5. Einfluss auf die Suggestibilität hätten und 6. zur Abhängigkeit führen würden.

Das Ergebnis dieser Untersuchung bestand darin, dass sich bezüglich der Wirkung des LSD kein Kausalzusammenhang betreffend die unter 1. bis 6. aufgeworfenen Fragestellungen nachweisen ließ. Abramson war damals einer von Hunderten Psychiatern, welche von der amerikanischen Regierung für Forschungsarbeiten betreffend das Potenzial der Verhaltenskontrolle durch psychedelische Drogen gefördert wurden.

Das Buch 'Operation BLUEBIRD' von Colin Ross enthüllte dieses heimtückische Forschungsprogramm und liefert Fakten und Namen, welche in der Öffentlichkeit gänzlich unbekannt waren. Dieses Buch wurde kürzlich wieder aufgelegt und ist unter dem Titel ‘The CIA Doctors’ erschienen.

Im März 1953 entdeckten Frank Crick und James Watson bei ihren Arbeiten im Cavendish Laboratorium in Cambridge, England die Struktur der DNA. Angeregt durch Aldous Huxleys Roman ‘Schoene neue Welt’, experimentierte Crick oft mit LSD, um seine Konzentration zu steigern. Der Umstand, dass sich Crick auf einen Acid-Trip befunden hatte, als er gemeinsam mit Watson seine revolutionäre Entdeckung machte, wurde streng geheim gehalten. Crick und Watson berichten aber über diese Tatsache in ihrem Buch ‘The Double Helix’.

Die Entdeckung der DNA durch Watson und Crick erfolgte zur gleichen Zeit, in der Aldous Huxley sein erstes Experiment mit Meskalin unternahm. Huxleys erste Eindrücke während des Einflusses des Extraktes aus dem Peyote Kaktus (Lapophorum wiliamsii) waren ästhetischer und religiöser Natur.

Cricks Interesse galt aber auch bei seinen Experimenten mit LSD der Wissenschaft. Aufgrund der Regel von ‘Set, Setting und Dosis’, erkannten diese beiden Psychonauten während des Einflusses unterschiedlicher Drogen, was für ihre jeweiligen Ziele bedeutsam war.

Der wichtigste Unterschied zwischen den hier vorgestellten Experimenten besteht in der Geheimhaltung. Während Huxley offen über seine Visionen unter Meskalineinfluss schrieb und öffentlich darüber sprach, war Crick fest entschlossen, bis zu seinem Tode niemanden über seine Experimente mit LSD zu informieren.

Man kann heute nur darüber spekulieren, ob die breite Annahme der Entdeckung der DNA auf wissenschaftlicher Ebene eine Veränderung erfahren hätte, wenn diese geheim gehaltenen Informationen bereits damals an die Öffentlichkeit gedrungen wären.

Exkurs: Es wird von einigen Autoren angenommen, dass die Wahrnehmung und Kommunikation mit den Geistern von Ahnen sowie mit totemischen Führern (Krafttier, geistige Verbündete) in indigenen schamanischen Kulturen nur deswegen möglich sei, weil der Schamane, welcher unter dem Einfluss psychoaktiver Pflanzen steht, die molekulare Struktur der Natur einschließlich der DNA schauen könne; aus diesem Grunde würden ihre Visionen bis in die Dimension der Ahnen reichen.

Ich persönlich kann mich diesen Überlegungen nicht anschließen, sondern gehe mit Rudolf Steiners Ansicht da core, dass im Blut der Schlüssel zu den Ahnengeistern zu suchen und zu finden sei. Steiner beschrieb in seinem vergriffenen Büchlein 'Blut ist ein besonderer Saft', dass der Inzest, der in vielen indigenen Stammeskulturen weit verbreitet war und noch immer ist, den wahren Grund für den Ahnenkult geschaffen hätte. Der Inzest würde zur Aufhebung der bestehende Blutschranke führen und auf diese Weise die Pforte zu den Geistern der Ahnen öffnen.

In Indonesien gibt es heute noch ganze Ethnien, die Ahnenkult betreiben. Als klassisches Beispiel sei das Volk der Toraja in Sulavesi erwähnt. Auch auf Bali findet auch heute noch die Kommunikation der Hinterbliebenen mit verstorbenen Familienangehörigen statt. Die Balinesen suchen zu diesem Zweck ein schamanisches Trancemedium (Balian Taksu) auf, das als Mediator zwischen dem Verstorbenen und den Hinterbliebenen fungiert und entsprechende Fragen und Botschaften an beide Seiten weiter leitet.

Interessant ist dabei, dass das gesetzliche Inzestverbot in Indonesien weit weniger rigoros eingehalten wird als im Westen. Es gibt relativ häufig Berichte über Inzestfälle in den Medien und das Eheverbot zwischen Cousin und Cousine ersten Grades gilt nur für die mütterliche Linie, nicht aber für die väterliche. Aus diesem Grunde sind in Indonesien viele Menschen mit einem Partner aus der Seitenlinie ihrer eigenen Familie verheiratet.

Im balinesischen Dorf Tenganan ist das Prinzip der Endogamie seit Jahrhunderten etabliert. Dieses verlangt, dass die ethnischen Mitglieder der dort lebenden Gemeinschaft nur untereinander, aber niemals außerhalb ihrer ethnischen Gruppe heiraten dürfen. An all diesen Orten wird Inzest mehr oder weniger gepflogen. An all diesen Orten finden wir den Ahnenkult sowie die Kommunikation mit Verstorbenen und Ahnen über einen Schamanen.

Es sieht daher für mich ganz danach aus, dass Rudolf Steiner damit richtig liegt, wenn er im Blut das Tor zum Reiche der Ahnen vermutet und im Inzest die Bedingung für den Ahnenkult erkannte. 

Die große Zahl der heute weltweit bekannten Schöpfungsmythen bezieht sich entweder auf Ahnengeister oder auf kosmische Götter in Form von Zwillingen.

Die ganze Schöpfung beginnt mit dem Zwillingshaften (Gott schuf Himmel und Erde) und deshalb ist es keine Überraschung, dass Watson und Crick den Ursprung alles Lebens in der Doppelhelix der DNA erkannt haben. Das DNA Molekül ist seinerseits von zwillingsartiger Struktur, die aus zwei Strängen besteht, welche durch Spanner oder Stufen verbunden sind, die wir als eine sich kreuzende Nukleodidkette kennen. Die gesamte Struktur speichert Informationen, nicht nur solche in den Genomen, welche die Art (Mensch oder Maulwurf) festlegt, sondern auch das gesamte evolutionäre ‘Erinnerungsvermoegen’ der jeweiligen Art. Die DNA ist an die RNA gekoppelt, an jene Ribonukleinsäure, welche als Botenstoff funktioniert und die Informationen, welche im DNA-Molekül gespeichert sind, redupliziert.

James Watson (links) & Frank Crick (rechts)

Crick nahm unter Einfluss von LSD genau das wahr, was von Schamanen wahrgenommen wird, welche unter Einfluss von Iboga, Ayahuasca, Peyote, psilocybinhältigen Pilzen oder anderen Heiligen Pflanzen stehen, welche einen visionären Trancezustand induzieren.

Die ‘Halluzinationen’, welche von diesen Pflanzen hervorgerufen werden, sind nur für jene chaotisch, welchen es an ausreichender Konzentration mangelt, um die kohärenten Codes in der Flut von Sinneseindrücken in ihrem Inneren zu erkennen. Crick war als Wissenschaftler darauf trainiert, sehr genau zu beobachten, und LSD ermöglichte ihm schließlich jene Tiefenwahrnehmung, die bis zur Molekularebene der Natur vordrang.

Im Mai 1953 nahm Aldous Huxley Meskalin in seinem Haus in Hollywood ein. Dabei handelte es sich um den ersten von insgesamt zehn Versuchen, die darauf folgen sollten. Die aus diesen Versuchen resultierenden Erfahrungen inspirierten Huxley dermaßen, dass er ein leidenschaftlicher Verteidiger bewusstseinsverändernder Substanzen wurde. Er wies Letzteren einen herausragenden religiösen und ästhetischen Wert zu, behielt aber deren Verwendung einer Elite vor.

Im Jahr 1954 erscheint das Buch ‘Die Pforten der Wahrnehmung’ von Aldous Huxley, einem Vertreter der ersten Generation der Protagonisten der entheogenen Revolution. Dieses Werk wird heute von den meisten Autoren als der eigentliche Auslöser für die in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts aufgetretene psychedelische Bewegung erachtet. Huxley selbst nahm synthetisch hergestellte Psychedelika ein, Meskalin und LSD ebenso, aber keine psychoaktiven Pilze. Die Geschichte des LSD verläuft auch parallel mit jener von Wasson, aber die Wege der beiden Männer kreuzten sich kaum. Obwohl sie sich einmal in New York getroffen hatten, dürfte die Chemie zwischen ihnen nicht gestimmt haben. 

Im selben Jahr (1954) begann Robert E. L. Masters, einer der Pioniere der Bewusstseinsforschung und der Human Potenzial Bewegung, mit seinen Experimenten mit dem Peyotekaktus, was ihn später zu einer systematischen Darlegung seiner LSD-Therapie führte. In Zusammenarbeit mit seiner Frau schrieb Masters das Buch The Varieties of Psychedelic Experience (Die Variationen psychedelischer Erfahrung), das im Jahre 1966 erschienen ist. In diesem Jahr betritt die zweite Generation des psychonautischen Abenteuers und der enterogenen Revolution die Szene.

In der dritten Generation der Psychonauten, welche nach 1995 begonnen hat und heute noch andauert, weitete Masters seine Arbeit aus, indem er die Foundation for Mind Research (Stiftung zur Erforschung des Bewusstseins) gründete und seine psychophysikalische Methode bekannt machte.

Robert E.L. Masters

Masters erforschte Trancezustände, welche durch psychoaktive Pflanzen aus vielen unterschiedlichen Kulturen und Ländern hervorgerufen werden. Er wendete sowohl alte schamanische Techniken und neue Methoden der Erziehung und Psychotherapie an, als auch solche der neuralen, sensorischen und kinästhetischen Umerziehung, die bestehende Probleme beseitigen und den Zugang zum menschlichen Potenzial ermöglichen sollten. Seine Frau, Jean Houston (geb. 1937) gründete eine moderne ‘Mysterien-Schule’, welche ein New-Age-Selbsthilfe-Programm vorstellte, das der Stärkung der Persönlichkeit dient. Dieses stellt aber nicht auf die Einnahme psychoaktiver Pflanzen ab.

Etwa zur selben Zeit, in der Masters das Fundament seiner auf LSD basierenden Psychotherapie schuf, arbeitete der tschechische Psychologe Stanislav Grof (geb. 1931) am Psychiatrischen Forschungsinstitut in Prag, wo er sich mit der klinischen Verwendung psychedelischer Substanzen befasste. Grof war einer der ersten medizinisch ausgebildeten Psychonauten, die systematisch unter kontrollierbaren Bedingungen arbeiteten und das heuristische (ganzheitliche) und therapeutische Potenzial von LSD und anderen psychedelischen Substanzen erforschten. Seine weitreichenden Experimente an Tausenden Probanden führten zur sog. ‘Holotropen Atemarbeit’, einer Methode zur Befreiung von Traumata und zur Regeneration von Trauma-Patienten, die heute weltweit bekannt ist.

Albert Hofmann (links) Stanislav Grof (rechts)

Grof formulierte auch das einflussreiche Model der vier perinatalen Stadien (Stadien des Geburtstraumas), welche in der Psychotherapie unter Verwendung von LSD bearbeitet wurden. Im Jahre 1967 ging Grof an die John Hopkins Universität in Baltimore und brachte damit sein Werk in die USA, was den Wechsel von der ersten zur zweiten Generation der Psychonauten wesentlich gefördert hat.

In seinem Buch The Passion of the Western Mind schrieb Richard Tarnas: "Die epistemologisch bedeutsamste Entwicklung in der jüngsten Geschichte der Tiefenpsychologie und der wichtigste Fortschritt auf diesem Gebiete seit Freud und Jung ist das Werk Stanislav Grofs, welches in den letzten drei Dekaden nicht nur die psychodynamische Theorie revolutioniert, sondern auch größere Implikationen auf vielen anderen Gebieten hervorgebracht hat’.

Masters, Houston und Grof gehören gemeinsam mit Ralph Metzner als Gruppe zur ersten Generation der Psychonauten, deren Werk und Vision sich aber über alle drei Generationen der entheogenen Revolution hinweg erstreckt. Im Jahre 2006, dh zehn Jahr nach dem Auftreten der dritten Generation der Psychonauten, erschien Stanislav Grofs Buch ‘Wenn das Unmögliche eintritt’.

Dieses Werk ist eine Zusammenfassung der Forschungsarbeiten des Autors, die sich auf unterschiedliche Arten bewusstseinsverändernder Substanzen beziehen, seltsamerweise aber nicht auf psilocybinhältige Pilze.

Ralph Metzner

Stanislav Grofs Konzept betreffend den ‘spirituellen Notfall’, könnte den Schlüssel zur Überlebenskapazität der Menschheit im Falle eines künftigen Kataklysmus bzw Polsprungs liefern.

Am 18.4.1955 stirbt Albert Einstein. In seiner Hinterlassenschaft wurde auch ein Buch Wilhelm Reichs gefunden, das nach seinem Tode geöffnet auf seinem Schreibtisch lag: 'Ether, God, and Devil/Cosmic Superimposition'

In enger Anlehnung an den gnostischen Animismus, beinhaltet Reichs Spätwerk zur Kosmologie eine biomystische Betrachtungsweise der Natur, welche die Lebensenergie nicht mystifiziert (vor dieser Gefahr hatte Reich immer gewarnt), aber sie nichtsdestoweniger als übernatürliches Medium auf eine göttliche Ebene hebt. In seinem letzten Lebensjahr könnte Einstein erkannt haben, dass Reichs Universum tatsächlich existiert, dass es belebt ist und auch belebt, und zwar genau in der Weise, in welcher es jeder Psychonaut in der visionären Trance wahrnimmt, welche durch psychoaktive Pflanzen induziert wurde.

‘Die Empfindung (Gefühl) ist das größte Mysterium aller Wissenschaft’, schrieb Reich in seinem Werk 'Ether, God, and Devil/Cosmic Superimposition'. Aufgrund der Art und Weise wie dieses Werk Elemente der Vision und der körperlichen Empfindung mit der rationalen Analyse und genauen Beobachtungen kombiniert, könnte es als ‘angewandter Gnostizismus’ bezeichnet werden.

Mehr als jeder andere Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts lieferte Reich den Rahmen für eine ‘neue Physik’, die in idealer Weise zur psychonautischen Erfahrung passt.

Im Juni 1955 nimmt R. Gordon Wasson psychoaktive Pilze bei der mazatekischen Schamanin Maria Sabina ein, was in seinem Buch ‘The Banker and the Bruja’ beschrieben ist.

Die bereits geschilderte Szene mit dem Schamanen Aurelio Carreras wiederholte sich als Wasson Maria Sabina traf. Letztere gab ihm die Erlaubnis, an einer Velada teilzunehmen - einem schamanischen Ritual, welches die gesamte Nacht dauerte und während dem psychoaktive Pilze eingenommen wurden.

Maria Sabina & R.G. Wasson

Zuvor hatte Wasson psilocybinhältige Pilze im Selbstversuch mit enttäuschenden Ergebnissen ausprobiert. Aber dieses Mal machte er das erstmals in einem typischen schamanischen Setting unter der Führung einer Veteranin der frühen Psychonauten. Wie seinerzeit der einäugige Schamane Carrera, fragte ihn die Schamanin Sabina Maria, ob er eine Frage hätte, welche den Lehrer-Spirits vorgetragen werden könnte.

Aber Wasson trivialisierte auch diese Aufforderung, indem er seine Frage neuerlich auf familiäre Angelegenheiten bezog. Im Zuge der an diesem Abend durchgeführten Divination, rief Maria Sabina zutreffende Informationen betreffend seine Frage von der Anderen Seite ab. 

Nachdem er seine Erfahrungen mit Meskalin in seinem Buch ‘Die Pforten der Wahrnehmung’ der Welt offenbart hatte, nahm Aldous Huxley im Dezember 1955 zum ersten Mal LSD ein. Es wird berichtet, dass sein Mentor Alfred M. Hubbart, gewesen wäre, derselbe Hubbard, der seinerzeit mit MK-ULTRA in Verbindung stand und angenommen hatte, dass ein durch LSD hervorgerufenes mystisches Erlebnis ein ungeahntes Potenzial aufweise. Hubbard verabreichte hohe Dosen LSD an schwerkranke Alkoholiker in der Hoffnung, dass die darauf eintretende Erfahrung zu einer dramatischen und permanenten Veränderung in der Selbstwahrnehmung und Weltsicht bei dieser Gruppe führen würde. Anfänglich waren diese Experimente auch sehr ermutigend.

Huxleys Erfahrungen mit LSD waren aber - im Vergleich zu seinen früheren ästhetischen Empfindungen anlässlich seiner Meskalin-Experimente - eher religiöser Natur. In seiner Korrespondenz mit Humphrey Osmond, einem weiteren Vertreter der Psychonauten der zweiten Generation, schrieb Huxley von einem ‘direkten, totalen, in seinem Inneren emanierenden Bewusstsein der Liebe als erste und fundamentale kosmische Tatsache’.

Der CIA arrangierte im Jahre 1956, dass ein Mann namens James Moore den Bankier und Pilzforscher R. Gordon Wasson auf einer weiteren Forschungsreise nach Mexiko begleitete. Nachdem seine Forschungsarbeiten betreffend den mexikanischen Schamanismus an Umfang zugenommen hatten, welche auf der kultischen Einnahme des psilocybinhältigen Pilzes Teonanacatl basieren, wurden Wassons Aktivitäten in gewissen Kreisen bekannt, und er erhielt nun auch Finanzierungsangebote. Der Geschickter Fond, welcher in Washington, D.C. etabliert war, war in Wahrheit eine Frontorganisation der CIA, ohne dass Wasson davon Kenntnis hatte. Dieser Fond unterstützte Wassons Expedition im Jahre 1956 mit $2000. Als Gegenleistung wurde James Moore, der sich als Mitarbeiter dieses Fonds vorstellte, die Erlaubnis erteilt, an Wassons Expedition nach Mexiko teilzunehmen. Tatsächlich war aber Moore ein Absolvent der Universität in Delaware, ein Experte der organischen Chemie, der rasch eine Synthese relevanter psychoaktiver Wirkstoffe im Hinblick auf Mind Control herstellen konnte. Moore sammelte ganze Behälter von psychoaktiven Pilzen und brachte diese in der Hoffnung zurück, daraus eine ‘psychoaktive Waffe’ entwickeln zu können.

Der ruchlose Sydney Gottlieb, einer der Schlüsselleute des Projektes MK-ULTRA, war von jenen Experimenten so fasziniert, dass er die Geheimhaltung bezüglich Moores Arbeiten anordnete. Die Ergebnisse sollten ausschließlich dem CIA zur Verfügung stehen, nicht aber mit anderen Wissenschaftlern und der Fachwelt geteilt werden (Psychedelics Encyclopedia von Peter Stafford, S. 234)

Der Religionsgelehrte John Marco Allegro veröffentlichte im Jahre 1956 die Papyrusrollen vom Toten Meer und trat in drei Fernsehsendungen bei BBC auf, in denen er diese antiken Dokumente der Öffentlichkeit vorstellte. Allegro war dem Team der Übersetzer in Jerusalem bereits im Oktober 1953 beigetreten, ungefähr zu jener Zeit als Huxley mit seinen Experimenten mit Meskalin begonnen hatte.

Allegros Arbeiten an den Papyrusrollen vom Toten Meer führten später zu einem Skandal internationalen Ausmaßes als sein Buch ‘The Sacred Mushroom and the Cross’ (Der Heilige Pilz und das Kreuz) im Jahre 1970 erschien.

In diesem Werk wird behauptet, dass es sich bei der Gemeinschaft der Essener in Qumran, wo die Papyrusrollen im Jahre 1947 entdeckt worden waren, um einen Kult des psychoaktiven Pilzes gehandelt hätte und dass ‘Jesus’ der Name ihres Sakramentes gewesen sei.

Wie Wasson identifizierte Allegro amanita muscaria, den Fliegenpilz, als das ursprüngliche religiöse Sakrament der Menschheit. Im Unterschied zu Wasson, war Allegro fasziniert von einer sexuellen Komponente, die er im phallisch anmutenden Fliegenpilzes zu erkennen glaubte. In dieser Komponente erblickte er ein orgiastisches Element im Sakrament bzw. in den Riten der Einnahme psychokativer Pilze. Die dubiose Verbindung zwischen der Empfindung psychedelischer Gnade bei bestimmten schamanischen Techniken der Ekstase und sexuellen Lustgefühle waren auch Gegenstand kontroversieller Diskussionen im Zusammenhang mit LSD, welche gegen Ende der ersten Generation der Proponenten der entheogenen Revolution geführt wurden.  
 

 

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