In
den vorangehenden Teilen dieser Serie haben wir die unterschiedlichen Arten
balinesischer Ritualglocken kennen gelernt. Wir haben deren Herstellung
beschrieben und die magische Kraft ihres Klanges angesprochen.
In diesem Teil werden wir uns mit der Verwendung dieses Ritualobjektes befassen.
Wie bereits
dargelegt, werden Ritualglocken bei allen religiösen Zeremonien
auf der Götterinsel von den Priestern der Sudra-Kaste (pemangku) und der
Brahmanen-Kaste (pedanda) verwendet.
Die Glocke wird vom Priester dabei zu zweierlei wichtigen Zwecken
eingesetzt:
1. dient sie dazu, auf das Bewusstsein der Gläubigen über den Gehörsinn
mittels ihres reinen Klanges einzuwirken, um dieses auf eine höhere Ebene
zu heben. Gleichzeitig wird die Aufmerksamkeit der Gläubigen auf die
‚heilige Handlung’ fokussiert;
2. soll mittels ihres harmonischen Klanges die Atmosphäre und Umgebung von
negativen und unreinen Schwingungen, Energien, negativen mentalen Inprints
und belastenden Gedankenfragmenten gereinigt werden.
Durch den Klang der Ritualglocke wird also jene reine, gehobene, harmonische
und ‚heilige’ Atmosphäre geschaffen, welche eine Vorbedingung für das
Gelingen des religiösen Rituals darstellt.
Ritualarbeit auf Bali – Energietransfer zu Galungan und Kuningan
Das
religiöse Ritual selbst kann aus ganz unterschiedlichen Gründen durchgeführt werden. Es kann dem Wohle des Einzelnen gewidmet sein (Odalan,
Toothfiling, Heirat, Menjaru, Verbrennungszeremonie und bei anderen ‚Rites
of Passage’), oder es soll dem Wohle einer Gruppe oder der Gemeinschaft der
Inselbewohner dienen.
Letzteres trifft auf alle religiöse Zeremonien zu, die in den zahlreichen
Familien- und Dorftempeln häufig durchgeführt werden, und insbesondere auf
jene, die zu den religiösen Hindu-Feiertagen ‚Galungan’ und
‚Kuningan’ überall auf Bali gleichzeitig stattfinden.
Durch die synchrone Durchführung jener Zeremonien, kommt es während der
Hauptfeiertage Galungan und Kuningan zu einer enormen, spirituell
orientierten Kraftübertragung auf Bali.
Einige Mitglieder einer jeden balinesischen Familie sind an diesen
Feiertagen vor ihrem Haustempel versammelt, und andere Mitglieder derselben
Familie befinden sich zu dieser Zeit bereits in ihrem weiter entfernt
gelegenen Familientempel. Es gibt Zehntausende Haustempel auf Bali. Diese
befinden sich in jedem Familiencompound auf der Insel. Und es gibt Hunderte
Familientempel auf der Götterinsel. Jede balinesische Großfamilie und die
große Zahl ihrer Seitenverwandten gehören ein und demselben Familientempel
an.
Abertausende,
vor ihren Haustempeln versammelte Familienmitglieder imaginieren nun zur
gleichen Zeit innere Bilder mit religiösem Bezug.
Diese Bildschöpfungen aus der Tiefe der Seele werden als eine Art
'spirituelle Energie' von den vor allen Haustempeln versammelten
Familienmitgliedern zur gleichen Zeit durch inbrünstiges Beten und
Imaginieren erzeugt.
Die imaginierten inneren Bilder und Gedanken werden gebündelt und durch
einen Willensakt jedes einzelnen Familienmitgliedes, das sich vor seinem
Haustempel befindet, auf seine im weiter entfernten Familientempel wartenden
Verwandten übertragen.
Auf diese Weise wird auf Bali halbjährlich ein kraftvoller, mentaler
Energietransfer simultan durchgeführt.
'Spirituelle Energie' wird in der Form religiöser Imaginationen zur
gleichen Zeit von Tausenden Balinesen auf ihre Familienmitglieder und
Verwandten, die sich im weiter entfernt gelegenen Familientempeln befinden,
übertragen.
In
den Familientempeln warten zu dieser Zeit bereits andere Mitglieder und
Verwandte der selben Familie mit ihrem Priester (pemangku) auf den zuvor
beschriebenen Energietransfer.
Sobald dieser stattfindet, übertragen nun auch diese Gruppen die von ihren
Familienmitgliedern (im Haustempel) empfangene spirituelle Energie auf
mentaler Ebene auf wieder andere Familienmitglieder, die zu dieser Zeit im
Dorftempel (Puri Desa) gemeinsam mit einem oder mehreren Priestern auf
diesen Energietransfer warten.
Von den Hunderten Dorftempeln auf Bali erfolgt nun ein weiterer
Energietransfer durch einen oder mehrere Priester auf den zweitwichtigsten
Tempel Balis, den Pura Uluwatu im Süden der Insel.
Auch in diesem Tempel warten zur gleichen Zeit Dutzende Priester und
Hohepriester auf den Empfang der von den Dorftempeln übertragenen und
nunmehr potenzierten spirituellen Energie, um anschließend den letzten
gewaltigen Energietransfer auf den heiligsten aller Tempel Balis und die
dort anwesenden Gläubigen und Priester vorzunehmen. Die höchste Potenz der
auf diese Weise überall auf Bali gleichzeitig durchgeführten
Energietransfers wird von den höchsten balinesischen Priestern mental auf
den Mutter-Tempel in Besaki und die dort anwesenden Personen projiziert.
Der Haupt- und Muttertempel, Pura Besaki, wird durch den Transfer dieser
ungeheuren Menge an spiritueller Energie alle sechs Monate mit jenem
geistigen Substrat imprägniert, das wir mit dem Begriff ‚Heiligkeit’ zu
umschreiben pflegen.
Eka Dasa Rudra – Purifikationsritual des gesamten Universums
Aber
es gibt sogar ein noch größeres religiöses Ritual auf Bali, das ‚Eka Dasa
Rudra’ genannt wird und nur einmal in jedem Jahrhundert im Mutter-Tempel
Besaki stattfindet. Dabei handelt es sich um ein Purifikationsritual des
gesamten Universums, das viele Blutopfer von allen auf der Insel
vorkommenden Tieren verlangt.
Das letzte Eka Dasa Rudra wurde im Jahre 1979 durchgeführt.
All diese religiösen Zeremonien werden auf Bali deshalb durchgeführt, um
die Götter und guten Geister durch Gebete, Rezitation von Mantras und
Opfergaben im Hinblick auf das Wohlergehen des Einzelnen und der
Gemeinschaft günstig zu stimmen.
Von einem anderen Standpunkt aus betrachtet, könnte man auch sagen, dass
all diese religiösen Zeremonien nur deshalb durchgeführt werden, um den
Einzelnen und die Gemeinschaft vor Übel aller Art und negativen Energien zu
schützen und vom verheerenden Einfluss böser Geister und Dämonen zu
bewahren.
Die Balinesen sind keinesfalls paranoid in ihrer Weltbetrachtung. Sie sind
sich vielmehr ihrer Verbundenheit mit dem Göttlichen stets bewusst. Aber
sie kennen auch die antagonistischen Kräfte der Versuchung und des
Übels,
die dieser Göttlichkeit diametral entgegengesetzt sind.
Jeder Balinese weiß, dass die Dämonen überall - also auch in ihm selbst –
lauern und nur auf eine Gelegenheit oder Schwäche warten, um ihre negativen
Kräfte zu entfalten.
Die oberste Maxime der Spiritualität auf Bali
Da
das Göttliche und das Dämonische einander bedingen und als Polaritäten
dieser Existenz betrachtet werden, geht es in all diesen religiösen
Zeremonien und Ritualen auf Bali letztendlich darum, einen Ausgleich
zwischen diesen beiden polaren Kräften herzustellen. Ausgleich und Balance
sind für den Balinesen die oberste Maxime seiner Spiritualität.
Der Schlüssel, um die Balance zwischen den positiven und negativen Kräften
herzustellen und das dynamische Gleichgewicht dieser antagonistischen
Kräfte so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, ist dem Balinesen ein
Geisteszustand inneren und äußeren Friedens.
Religiöse Zeremonien und Rituale auf Bali zielen darauf ab, diese Harmonie
zwischen dem Individuum und der Welt immer wieder aufs Neue herzustellen und
so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.
Die Ritual- oder Priesterglocke ist ein wichtiges Instrument auf Bali, um
die Vorbedingungen für das Gelingen dieser religiösen Rituale zu schaffen.
Der magische Klang dieser besonderen Glocke schafft die Vorbedingungen für
den Ausgleich antagonistischer Kräfte beim Einzelnen und für das
Gemeinwesen. Die dadurch bewirkte Harmonie spiegelt sich insbesondere in den
Gesichtern der Inselbewohner als ein anmutiges Lächeln wider, dem wir an
allen Orten Balis begegnen. Die Freundlichkeit der Balinesen, die auch heute
noch im Einklang mit der Natur und dem Schöpfer leben, liefert wohl den
besten Beweis für die Wirksamkeit ihrer religiösen Zeremonien und der
dabei verwendeten Ritualgegenstände.
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