Lass
uns die entscheidende Vorbedingung für das Auftauchen des Schamanismus im
Rahmen einer kleinen schamanischen Reise erkunden:
Imaginiere die weiten Hochebenen Ost-Afrikas. Du siehst
eine unberührte Wildnis. Die Natur ist erfüllt mit regem Leben. Üppige
Pflanzen und wilde Tieren koexistieren in freier Natur. Und Du siehst wie eine
kleine Gruppe von etwa einem Dutzend Hominiden in eine nicht unbekannte
Richtung wandert.
Du erkennst, dass diese Gruppe den Tierherden folgt.
Die Sonne sinkt, und diese kleine Gruppe beginnt damit, sich für die
Nachtruhe vorzubereiten. Einige männliche Hominiden machen sich auf dem Weg
zu einem Felsen. Sie wollen einen geschützten Bereich für die Nacht
auskundschaften.
In der Zwischenzeit wartet der Rest der Gruppe in der
Nähe eines Wasserlaufes auf deren Rückkehr. Ein männliches Gruppenmitglied
prüft die Umgebung. Es macht keine Gefahr aus und begibt sich mit einem
primitiven Trinkgefäß an das Ufer des Flusses. In dem Augenblick, in dem
sich unser Urahne zum Wasser hinunter beugt, um sich zu erfrischen, kommt eine frische
Brise auf, welche die Oberfläche des Wassers aufwirbelt. Nachdem die
Wasseroberfläche wieder ihren ruhigen Zustand angenommen hat, wirft unser
Urahne einen neuerlichen Blick ins Wasser. Dieses Mal betrachtet er das sich
immer mehr klärende Bildnis genauer. Dann bewegt er seine Hand und beobachtet
die Widerspiegelung dieser Bewegung. Er berührt sein Gesicht, bewegt er seine
Lippen, und plötzlich ertönt ein gewaltiger Aufschrei aus seinem Munde...
Als die anderen Mitglieder herbei eilen, kann unser
Urahne nichts anderes tun als aus sich heraus schreien. Mit hastigen
Bewegungen deutet er auf die Oberfläche des Gewässers, um die anderen zu
veranlassen, selbst einen Blick in dieses Wasser zu riskieren. Er will, dass
auch sie die Reflexion im Wasser aus eigener Anschauung wahrnehmen. Aber die
anderen sehen einander nur ratlos an. Sie wundern sich über das untypische
Verhalten ihres Artgenossen. Sie treten einen Schritt zurück und folgen den
anderen zu jenem Felsen.
Aber das eine Mitglied unserer Gruppe, unser Urahne,
verweilt noch eine längere Zeit am Ufer des Flusses. Er ist besessen von
jenem Bild, das er vor Kurzem geschaut hat. Er ist fasziniert von seinem
Gesicht im Wasser und völlig gebannt von der schicksalhaften Erkenntnis, die
damit für ihn verbunden gewesen ist. Er hat seine Arme im Wasser betrachtet,
die Reflexe seiner Augen und andere Körperbewegungen gesehen, die er
kontrollieren kann.
Die unverlierbare Erkenntnis seiner Existenz wurde
ihm erstmals bewusst...