Die
Fähigkeit, etablierte Dogmen mit neuen Bildschöpfungen aus der Tiefe des
Geistes in Frage zu stellen, brachte die Schamanen schon sehr früh mit den
Priestern der Kirche in Konflikt. Nach christlicher Vorstellung gehörte der
Schamane dem 'Teufel' an oder zumindest den 'wilden' Göttern.
Mit dem Emporkommen des Christentums, hat ein über
Jahrhunderte währender Kampf der Priester gegen die Schamanen begonnen, der
bis zum heutigen Tage andauert. Die Kirchenväter verwiesen die alten
heidnischen Schamanengötter in das Reich der Dämonen. Den ersten Hexen der
christlichen Ära wurde nach den Protokollen des Konzils von Trier
vorgeworfen, dass sie sich in Kröten verwandelt hätten. Heinrich Kramer
veröffentlichte 1484 das berüchtigte Malleus Maleficarum, den Hexenhammer;
ein bizarres Werk, das genaue Anleitungen enthält wie Hexen und Zauberer,
unsere Schamanen der Neuzeit, zu identifizieren, unter Folter zu verhören und
hinzurichten sind. Papst Innozenz VIII erließ am 3.12.1485 die Hexenbulle Summis
Desiderantes, die vom Dominikaner Heinrich Institoris (Kramer) verfasst
und von den Inquisitoren erbarmungslos vollzogen wurde. Bei der europäischen
Hexenverfolgung (1450-1750) handelte es sich in erster Linie um ein
Hysterie-Phänomen bezüglich Schamanismus, Zauberei und Hexerei. Der Kampf der
Kirche gegen die Schamanen erreichte mit den Hexenverbrennungen zwischen
1550-1650 seinen Höhepunkt.
Insgesamt
soll etwa drei Millionen Menschen der Prozess gemacht worden sein, etwa jeder
Fünfzigste wurde hingerichtet. Obgleich Frauen die Mehrheit der Verfolgten
bildeten, gab es Abweichungen in Regionen, wo das Bild des Zauberers
traditionell männlich besetzt war. In Island waren beispielsweise 80 % der
verfolgten Hexen und Schamanen Männer. Die letzte überlieferte Hinrichtung
einer Hexe in Mitteleuropa fand 1793 im Großherzogtum Posen statt. Aus Wien
ist nur eine Hexen-Hinrichtung bekannt. Else Plainacher aus der Stadt Mank in
Niederösterreich, verbrannte 1583 auf dem Scheiterhaufen, weil ihr Kind
epileptische Anfälle hatte und diese als Teufelsbesessenheit interpretiert
wurden. Ebenfalls in Österreich, in Gmünd, Kärnten, wurde 1653 der Schamane
und Wettermacher von Matzelsdorf wegen Wettermacherei hingerichtet.
Nachdem die Kirche ihre Macht an die Aufklärer des
18. Jahrhunderts eingebüßt hatte, ging es den Schamanen in Europa und
anderswo auf diesem Erdball nicht wirklich besser. Die weitere
Entwicklung wollen wir im nächsten Artikel näher beleuchten.