MOUNT HAGEN - Die Art und Weise
wie eine Frau geht, kann ein Todesurteil in Papua Neu Guinea sein, wo die
uralte Welt der Hexerei mit der modernen Epidemie von AIDS brutal kollidiert.
Frauen, die beschuldigt worden waren, Hexen zu sein, wurden von einem Mob
gefoltert und ermordet, der sie für anscheinend unerklärliche Todesfälle
von jungen Leuten verantwortlich machte, die mit dem AIDS-Virus infiziert
waren, berichten Beamte und Erhebungsorgane.
Die Art und Weise wie Frauen für ein solches
Schicksal ausgewählt würden, kann genau so grausam sein wie ihre Behandlung,
sagte Joe Kanekane vom Papua Neuguinea (PNG) Law and Justice Sector
Secretariat. "Die Leute
glauben, dass sich eine Hexe in einer bestimmten Weise verhalten würde bzw.
auf eine bestimmte Weise gehen würde. Das ist die gesamte Basis, die sie
haben und dem haftet realistischerweise keine greifbare Substanz an",
erzählte er AFP. "Sie
haben nicht wirklich gesehen, dass sich die Frau in eine Python oder was auch
immer verwandelt hat (es wird angenommen, dass Hexen dazu in der Lage wären).
Hexerei ist in die Wahrnehmung der Menschen eingebettet, eingebettet in ihre
Art und Weise zu leben."
Vor weniger als einer Generation, hatten einige Stämme dieser rauen
Inselnation des Süd-Pazifiks, nördlich des nordöstlichen Zipfels von
Australien gelegen, niemals Kontakt zur Außenwelt.
Es ist noch immer eines der interessantesten
Länder der Welt, ein Land in dem mehr als 800 Sprachen von einer Bevölkerung
von nur sechs Millionen gesprochen werden, die in kleinen Gemeinschaften in
den Regenwäldern, auf tropischen Inseln oder in den nebelumwobenen Bergen
leben. Ein kürzlich
erschienener Untersuchungsbericht der Vereinten Nationen stellt fest, dass PNG
vor dem Ausbruch einer AIDS-Katastrophe stünde, die für 90 Prozent der HIV
Infektionen in Ozeanien verantwortlich wäre.
Seit 1997 hat die Zahl der positiven Diagnosen
von HIV-Infektionen über 30 Prozent zugenommen. Das bedeutet, dass im Jahre
2005 etwa 60.000 Menschen dieser Region mit der Krankheit infiziert waren.
Der hohe Grad sexueller
Gewalt gegen Frauen und der geringe Zugang zu Sexualunterricht hätte dazu
beigetragen, dass der Virus die Bevölkerung PNGs dahin rafft, erklärt dieser
Bericht. Für einige
Menschen haben uralte Glaubensanschauungen eine unmittelbare und brutale
Antwort auf die grassierende neue Krankheit geliefert.
Kulturelle Verwirrung
"Es wird weithin angenommen, dass Zauberei,
Hexerei und andere übernatürliche Mächte die wahren Ursachen für HIV/AIDS
sind", sagte das Centre for Independent Studies in Australien in einer
kürzlich durchgeführten Analyse.
"Anschuldigungen wegen Zauberei haben zu Folter
und Mord geführt. Mysteriöse Todesfälle von relativ jungen Leuten wurden
Frauen angelastet, die man der Hexerei beschuldigte, obwohl anzunehmen ist,
dass die Todesursache von der HIV/AIDS Infektion stammt".
"Es gibt Berichte, dass Frauen tagelang
gefoltert wurden, um ein Geständnis aus ihnen heraus zu pressen", schrieb das
Mitglied des Untersuchungs-Teams, Miranda Tobias.
"Frauen wurden geschlagen, mit Messern
gestochen und geschnitten, sexuell herabgesetzt und mit heißen Eisen gebrannt.
Einer Frau wurde der Uterus mit einem Stahlhaken heraus gerissen.
"Es wird geschätzt, dass es n den letzten
Jahren zu etwa 500 solcher Übergriffe gekommen ist", sagte der
unabhängige
Think-Tank. Als eines der
jüngsten Beispiele, das sich in der Hafenstadt Lae zugetragen hatte, können
zwei verdächtige 'Hexen' herhalten, die wegen des Todes eines jungen Mannes
beschuldigt und dann von einem "animalistischen und inhumanen" Mob verbrannt"
wurden, sagte der regionale Polizeichef Giossi Labi.
"Das ist eine Stadt und man möchte denken,
dass sich die Leute zivilisierter verhalten würden", sagte Labi.
Die einzige weibliche Parlamentsabgeordnete in
PNG, Carol Kidu, hat sich stark gegen das Morden von Hexen ausgesprochen.
"Zauberei durchdringt viele Gesellschaften in
PNG, und diese Todesfälle von jungen Leute sind unerklärbar. Aus diesem
Grunde bringen sie diese mit Zauber in Zusammenhang und machen sie zur Hexerei",
erzählte sie AFP. Der
uralte Glaube an das Übernatürliche sitzt tief verwurzelt in der
Christenheit, weil viele Einwohner PNGs und deren Vorväter den Einflüssen
europäischer und amerikanischer Missionare ausgesetzt waren, sobald der erste
Kontakt zu den isolierten Stämmen hergestellt war.
"Sie (die Hexerei) existiert", sagte die
Militärärztin Roselyn Wia. "Ich bin Christin, und ich sage da gibt es das
Gute und da ist der Teufel. Sie existiert tatsächlich"
Der einzige Weg das Morden von "Hexen", die im
Hinblick auf AIDS-Todesfälle angeschuldigt werden, zu beenden, würde darin
bestehen, "die Häuptlinge der Dörfer zu bilden und die Botschaft bis
hinunter zum Grass-Root-Level zu senden", sagte Wia.
Die 32-jaehrige Medizinerin sagte, dass sie als
Christin nicht an die Zulässigkeit von Sex außerhalb der Ehe glaube. Aus
diesem Grunde musste sie erst ihr ursprüngliches Zögern betreffend das
Bewerben der Verwendung von Kondomen bei Soldaten überwinden, um die
Verbreitung von HIV zu bekämpfen.
"Dann erkannte ich plötzlich: Hey, ich
beschütze nicht die Frauen und Kinder. Jeder Soldat hat einen Kondom in
seiner Tasche. Ich nenne das 'Körper-Bewaffnung'", sagte sie lächelnd.
Wia ist illusionslos, was die Auswirkungen der
sich rasch vollziehenden Wandlung des Lebens als Stammeskrieger, das noch ihr
Großvater kannte, zu ihrem eigenen als qualifizierte Medizinerin und Offizier
der Armee betrifft. "Dieser
Umstand verwirrt uns völlig. Die Entwicklungen vollziehen sich so rasant, und
wir haben keine Zeit uns dem anzupassen", sagte sie. |