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Die Ausbreitung des Schamanismus - Teil 1 von 5
von Dr. Friedrich Demolsky

Einführung und Bestimmung der Parameter

In der Artikelserie ‚Das Alter des Schamanismus’ habe ich versucht, meine persönliche Theorie bezüglich des erstmaligen Auftauchens des Phänomens abzuleiten. Um meine Überlegungen zu untermauern, habe ich nicht nur relevante wissenschaftliche Erkenntnisse der Anthropologie und Biologie gesammelt und präsentiert, sondern auch neuere archäologisch und kunsthistorisch bedeutsame Funde, die in die selbe Richtung wiesen. Das mir zur Verfügung stehende Material wurde vor dem Hintergrund meiner eigenen Vision betreffend die prospektive ‚Geburtsstunde’ des Schamanismus wie ein Puzzle geordnet und erörtert. Aus der sich immer mehr klärenden Vorstellung, habe ich letztendlich den Schluss gezogen, dass die Anfänge des Schamanismus mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in der Altsteinzeit anzusiedeln sind, und zwar innerhalb eines Zeitrahmens, der etwa 800.000 bis 220.000 Jahre vor dem Heute gelegen sein dürfte.

Lies dazu die Artikelserie ‚Das Alter des Schamanismus – Teil 1 bis 5’ >>>

In der gegenständlichen Serie wollen wir uns mit der globalen Ausbreitung des Schamanismus beschäftigen. Dies ist ein ebenso schwieriges Unterfangen wie die Konkretisierung seines prospektiven Alters. Um stimmige Ergebnisse zu erlangen, müssen wir unserer Betrachtung andere Parameter zugrunde legen als bei der Bestimmung seines Auftauchens. Das Augenmerk muss nun eher auf die geografischen, geologischen und klimatischen Gegebenheiten in jenen frühen Epochen gerichtet sein. Die Beantwortung unserer Fragen nach dem Wann und dem Wie der Ausbreitung des Schamanismus in alle Welt, wird aber durch revolutionäre Erkenntnisse ganz wesentlich erleichtert, die in den letzten 10 Jahren im Rahmen der Genforschung gemacht wurden.

Ich will hier mit den letztgenannten Erkenntnissen beginnen. Anschließend werde ich versuchen, den Exodus unserer frühen Vorfahren aus Afrika und deren lange dauernde Reise in alle Kontinente dieses Planeten nachzuvollziehen.

Da der Schamanismus zu jener frühen Zeit nach meiner Theorie bereits existiert haben dürfte (siehe og. Artikelserie), muss seine globale Verbreitung zeitgleich mit den frühen Migrationsbewegungen unserer Vorfahren einhergegangen sein. Der Homo ergaster hat den afrikanischen Kontinent schon kurz nach seinem Auftreten vor 1,7 Mio. Jahren verlassen und Teile Asiens besiedelt. Aus ihm ist der Homo erectus hervorgegangen (Java Mensch, Peking Mensch), der sich rasch über den Mittleren Osten, Russland, Indien, den Fernen Osten und Südost-Asien verbreitet hat und für mich zum Ahnherrn des Schamanismus wurde. Die Wanderungen des Homo sapiens begannen demgegenüber vor etwa 160.000 Jahren in Afrika. Diese verliefen teilweise äußerst dramatisch und dauerten in ihrer Gesamtheit viele Zehntausend Jahre.

Genanalyse und die Wurzeln der Menschheit

Durch die moderne Genanalyse sind wir heute in der Lage, sowohl den Geburtsort, als auch die geografische Route jener ersten Migrationsbewegungen unserer eigenen Spezies zurück zu verfolgen. Die Genetiker gelangten zur sensationellen Erkenntnis, dass sich die Geburtsstätte des modernen Menschen – des Homo Sapiens - in Afrika befunden hat. Dies untermauert eindrucksvoll meine Theorie, wonach der Schamanismus in den Jäger- und Sammlerkulturen der Altsteinzeit erblühte, welche über viele Jahrtausende hinweg die weiten Steppen Afrikas durchwandert hatten.

Wenn ein Genetiker heute die Gene zweier beliebiger Menschen mittels der modernen Genanalyse vergleicht, kann er erkennen, dass diese einen gemeinsamen frühen Vorfahren haben, der aber - aller Wahrscheinlichkeit nach – außerhalb Afrikas gelebt hat. Er kann überdies nachweisen, wo deren Vorfahren gelebt haben, nachdem sie den Schwarzen Kontinent verlassen hatten. Dieser sensationelle Nachweis wurde erst durch jene bahnbrechenden Erkenntnisse möglich, welche die Genforschung in der letzten Dekade im Rahmen von Feldstudien an lebenden Menschen aus allen Kontinenten gewonnen hat.

In den beiden nächsten Teilen dieser Serie werden wir uns mit jenen neuen Erkenntnissen der Genanalyse eingehender beschäftigen. Diese bilden gemeinsam mit geologischen, klimatischen und geografischen Einsichten den Schlüssel, der uns die Tür zu längst vergangenen Zeiten öffnen wird. Wir werden den ersten und zweiten Exodus unserer Vorfahren aus Schwarzafrika nachvollziehen und anschließend jene sekundären Migrationsbewegungen des frühen Menschen verfolgen, durch welche sich der Schamanismus innerhalb von Zehntausenden Jahren in alle Kontinente dieses Planeten sukzessive ausgebreitet hat.
 

Die Ausbreitung des Schamanismus - Teil 2 >>>

 

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