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Die Renaissance des Archaischen - Teil 3 von 9
von Dr. Friedrich Demolsky

Die ersten Protagonisten der entheogenen Revolution

Im Jahre 1935 reisten zwei Agenten der USA namens Mobster Lucky Luciano und Meyer Lansky nach Asien, um dort Kontakte zur chinesischen Drogenmafia zu knüpfen. Während dieser Reise schufen diese beiden Menschen die notwendigen Bedingungen für den später auftauchenden globalen Heroinhandel. Gleichzeitig unterstützten sie durch ihre Aktivitäten in Asien den antikommunistischen Widerstand in ihrer Heimat auf eine Weise, die mit den politischen Zielen der USA konform ging.

Die Taktik der sog. ‘verdeckten Operation’, welche erstmals während der Iran Conta Affaire (1987) enthüllt wurde, wurde bereits lange vor dem Aufdämmern der ersten Protagonisten der entheogenen Revolution angewandt. Die Drogenpolitik des Westens hat in weiterer Folge auch alle natürlich vorkommenden psychoaktiven Pflanzen und deren synthetisierten Extrakte verboten. Die Frage nach dem Warum drängt sich hier zwangsläufig auf.

Durch Vorspiegelung falscher Tatsachen (Social Engineering), setzte die westliche Politik in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts einen globalen ‘Krieg gegen die Drogen’ in Gang, der auch heute noch andauert. Gleichzeitig finanzierten die selben Politiker der betreffenden westlichen Nationen ihre imperialistischen Kriege aus Drogengeldern, die sie durch den Handel mit äußerst schädlichen, zur raschen Sucht führenden Substanzen lukrieren. Das spielt sich auch heute noch in Afghanistan ab, wo sich die Produktion von Opium und Heroin seit der Invasion Amerikas und der NATO vervielfacht hat. Die Mohnfelder einiger Warlords werden dort von Amerikanischen Marines bewacht und 'verteidigt'.

Diese unmoralische Politik ist seit langer Zeit etabliert. Es handelt sich dabei um eine äußerst zuverlässige Methode, die seit alters von unmoralischen Menschen dazu eingesetzt wird, die gesamte Welt zu terrorisieren. Diese Form der Täuschung der Massen besteht bereits seit Jahrhunderten. Der Beginn einer vergleichbar unmoralischen und ungesunden Entwicklung in der Politik dürfte mit der Inquisition in Europa zusammen fallen.

Lies dazu meinen Artikel ‘Schamanismus und Monotheismus’ >>>

Im Jahre 1936 nahm der französische Visionär Antonin Artaud Meskalin des Peyote Kaktus bei den mexikanischen Tarahumara Indiandern ein. Die dabei gemachten Erfahrungen waren für Artaud schockierend und gleichzeitig eine gigantische spirituelle Enthüllung. Die Halluzinationen, die er während dieses Trips hatte, verfolgten ihn jedenfalls für den Rest seines Lebens. Es waren Visionen seltsamer Symbole. Er sah magische Tänze und  Bilder von der Schlachtung eines Stieres. Er hatte Halluzinationen des Bluttrinkens und solche, die das versunkene Atlantis vor seinem geistigen Auge auftauchen ließen.

Antonin Artaud

Artauds Werk, das im Anschluss an jene inneren Erlebnisse entstand, dokumentiert einen Kampf des Autors, der darauf abzielt, jene überwältigenden mystischen Erlebnisse während seiner Zeit bei den Tarahumara zu bewältigen. Bezeichnenderweise hat Artraud sein Werk teilweise in einem psychiatrischen Krankenhaus geschrieben.

"Das Fantastische ist von nobler Qualität", sagt darin der Dichter Antonin Artraud. "Seine Unordnung ist bloß scheinbar. Das Fantastische gehorcht einer mystischen Ordnung auf einer Ebene, die man mit dem Normalbewusstsein nicht erreichen kann. Nur die Magie erlaubt es dem Kundigen, jene Ebene zu betreten, auf der das Mysteriöse, das aller Poesie und Dichtkunst zugrunde liegt, gefunden werden kann".

Der belgische Dichter und Maler Henri Michaux reiste Ende der Dreißigerjahre bis 1941 nach Ecuator, wo er mit dem indigenen Schamanismus in Berührung kam. Später, in den Fünfzigerjahren, experimentierte Michaux mit Meskalin, jener entheogenen Droge, die aus dem Peyote Kaktus gewonnen wird.

Im Jahre 1938 erschien das Buch ‘Der Peyote Kult’ von Weston La Barre, einem amerikanischen Anthropologen, der in diesem Werk erstmals von einer ‘verlorenen gegangenen Tradition eines psychedelischen Schamanismus’ spricht.

Während der Fünfziger- und Sechzigerjahre beschäftigte sich La Barre mit dem Studium veränderter Bewusstseinszustände, denen die Einnahme schamanischer Pflanzen von Peyote bis Ayahuasca vorausgegangen war. In Zusammenarbeit mit R. Gordon Wasson, betrieb La Barre gründliche Forschungsarbeit in Bezug auf veränderte Bewusstseinszustände.

Weston La Barre mit Schamanen

 La Barre war davon überzeugt, dass der Schamanismus in Sibirien seiner Natur nach jenen schamanischen Praktiken glich, die er in Amerika beobachtet hatte.

Auf der Einsicht, dass sich das Phänomen Schamanismus bloß der Form nach, aber nicht inhaltlich in den verschiedenen schamanischen Traditionen auf dieser Welt unterscheidet, etablierte La Barre später seine globale Theorie des Schamanismus, welche heute jene von Mircea Eliade verdrängt hat.

In den späten Dreißigerjahren bereist Richard Evans Schultes (12.1.1915–10.4.2001), ein junger Botaniker an der Harvard Universität, Mexiko, wo er Pflanzen studierte, die bei heiligen Kulthandlungen des indigenen Schamanismus Verwendung fanden.

Im Jänner 1941 traf Wilhelm Reich mit Albert Einstein in Princeton zusammen. Die beiden bekannten Männer unterhielten sich über Stunden und erörterten insbesondere Reichs Theorie betreffend das kosmische Orgon.

Wilhelm Reich

Zur gleichen Zeit also, als Richard Evans Schultes schamanische Zauberpflanzen in Mexiko erforschte und damit die moderne Welt wieder mit Animismus und Schamanismus in Kontakt brachte, erläuterte Wilhelm Reich dem bekanntesten Wissenschaftler der Welt, dass das gesamte Universum durch eine erotisch geladene Kraft animiert würde, die er Orgon nannte.

 

Im April 1943 hat der schweizer Chemiker Albert Hofmann versehentlich eine kleine Dosis LSD eingenommen. Hofmann war zu dieser Zeit ein enger Kollege von Schultes. Seine zufällige Entdeckung der psychoaktiven Wirkung des LSD veränderte in der Folge die Richtung der entheogenen Revolution.

In seinem Werk ‘The Perennial Philosophy’ (Die immerwährende Philosopie) beleuchtete Aldous Huxley 1945 mystische und spektakulative Erfahrungen, die auf Berichten aus erster Hand sowie auf den Traditionen unterschiedlicher Kulturen und Zeiten gründeten.

Albert Hofmann

Die Abhandlung erfolgt jedoch ohne jede Bezugnahme auf entheogene Pflanzen. Deshalb schreibt Huxley: “…die Metaphysik, welche eine göttliche Realität als Substanz der dinglichen Welt, dem Leben und dem Geist zugrunde legt, die Psychologie, welche in der Seele etwas Ähnliches oder sogar etwas Identisches mit der göttlichen Realität entdeckt, die Ethik, welche den letzten Zweck menschlichen Wissens in der Erkenntnis des immanenten und transzendenten Urgrundes alles Seins erkennt, diese Dinge bestehen seit undenkbaren Zeiten auf universaler Ebene".

Und er führt dann weiter dazu aus: "Rudimente der immerwährenden Philosophie mögen unter den traditionellen Geschichten primitiver Menschen in jeder Region der Welt gefunden werden und in ihrer am höchsten entwickelten Form haben sie einen Platz in jeder einzelnen der höheren Religionen”.

Kurz vor den Weihnachtstagen des Jahres 1945 wurden 13 Kodizes in koptischer Sprache in Ägypten gefunden. Dabei handelt es sich um in Leder gebundene Bücher, deren Seiten aus Papyrus bestanden (siehe Foto links). Man nahm an, dass es sich dabei um uralte Texte gnostischer Gruppen handelte, die von den frühen Christen unterdrückt wurden. Diese Texte wurden in der Nähe von Nag Hammadi in Oberägypten entdeckt.

Kodizes Nag Nammadi

Obwohl die Nag Hammadi Schriften keine offenkundigen Beweise für entheogene Praktiken liefern, beschreiben sie dennoch Zustände der visionären Trance, welche typisch für pflanzlich induzierte, veränderte Geisteszustände sind. Ein Beispiel dafür ist die darin enthaltene Beschreibung einer ‚milchähnlichen Leuchtkraft des orangefarbenen Lichtes’.

Wasson und andere Autoren fanden später durch vergleichende Feldforschung einen eindeutigen Beweis, dass Heilige Pflanzen und Pilze bereits in den Eleusinischen Mysterien benutzt wurden, in denen auch Gnostiker als Gründungsmitglieder und spirituelle Lehrer fungierten. 

Die Bedeutung der Nag-Hammadi Schriften wurde bis zum Sommer 1947 nicht erkannt, dh bis zu jenem Moment, in dem die Papyrusrollen vom Toten Meer entdeckt wurden. Die beiden größten archäologischen Funde antiker Texte im 20. Jahrhundert ereigneten sich sohin fast zur gleichen Zeit. Wie sich herausstellte, verwiesen beide Funde auf eine entheogene Bewegung. John Allegro griff in der zweiten Generation der Protagonisten der entheogenen Revolution das Thema der Papyrusrollen vom Toten Meer auf und noch später, in der dritten Generation, wurden die Funde der Nag Hammadi Schriften thematisiert, zu einer Zeit also, in der das volle Ausmaß entheogener Praktiken in den alten Mysterien bereits besser verstanden worden war.

Im Jahre 1946 wurde die Autobiografie eines Yogi von Paramahansa Yogananda ein Best-Seller in den USA. Das Buch wurde in der Folge in 25 Sprachen übersetzt. Dieses Werk ist bis zum heutigen Tage ein Klassiker der indischen Tradition des Yoga und gleichzeitig ein Omen für das spätere Auftreten der Mahatmas und Gurus im Westen.

Die Self-Realization Fellowship, welche von Yogananda bereits im Jahre 1920 in Los Angeles gegründet worden war, ist bis zum heutigen Tage aktiv.

Paramahansa Yogananda

Yoganandas Buch beinhaltet eine spektakuläre Beschreibung von samadhi, vom Erreichen kosmischen Bewusstseins, das er selbst unter Führung seines Gurus Shri Yukteshwar erlangt hätte. Yogananda verbindet diese oberste spirituelle Erfahrung mit Kundalini, der Schlangenkraft. Vergleiche dazu meine Artikelserien:

'Die Zirbeldrüse - Teil 1 bis 4' >>>   und 
 
'Veränderte Geisteszustände - Teil 1 bis 5' >>>

Obwohl viele Berichte betreffend psychische Erleuchtung jenen von Yogananda ähnlich sind, ist die Rolle der Kundalini in von Pflanzen induzierten veränderten Geisteszuständen bis auf den heutigen Tag noch nicht hinreichend erforscht. Ein gewisser Durchbruch gelang allerdings Jeremy Narby. Sein Buch ‘Die kosmische Schlange’ enthält eine völlig neue Perspektive bezüglich des Themas Kundalini.

Im Jahre 1947 wurde in Amerika ein Gesetz verabschiedet (Loyality Program), das es dem Staat ermöglichte, jedermann, der im Verdacht stand mit ‘totalitaeren Weltanschauungen zu sympathisieren’, in Konzentrationslager zu stecken. Dieses Gesetz war gegen die Kommunisten in den USA und später gegen die Gegner des Korea Krieges gerichtet. Als Vorläufer der kurz nach den Anschlägen auf das WTC erlassenen faschistoiden Gesetzgebung des Patriot Act I und II, wurde seinerzeit das sogenannte ‘Loyalitaetsprogramm’ sehr oft von Joseph McCathy zitiert, dem Vorsitzenden der Kommission für antiamerikanische Aktivitäten. Sein Rechtsberater war Meyer Lansky, der später ein enger Freund und Rechtsberater von Präsident Richard Nixon werden sollte. Lansky war ein entscheidender Vorteil für Nixon als der Vietnamkrieg ausbrach. Er war es schließlich, der gemeinsam mit Mobster Lucky Luciano gegen Ende der Dreißigerjahre jene ‘Infrastruktur’ geschaffen hatte, die es nunmehr der USA ermöglichte, in verdeckten Aktionen mit vietnamesischen Drogenbossen zu verhandeln. Letztere wurden während des Vietnamkrieges von Amerika ermutigt, den Kommunisten zu widerstehen.

Später, im Jahre 1973, wurde Dr.Timothy Leary auf Druck der amerikanischen Regierung aus Afghanistan ausgewiesen.

Timothy Leary und dessen Freundin Joanna-Harcourt Smith trafen nach der Ausweisung genau an jenem Tage in Los Angeles ein, an dem Meyer Lansky wegen Steuerhinterziehung angeklagt wurde. Dieser Umstand war eine Bedrohung für Nixon, da das Risiko bestand, dass seine enge Verbindung zu diesem zwielichten Mann in der Öffentlichkeit bekannt werden könnte.

Timothy Leary

Nach Joanna-Harcourt Smith arrangierte Nixon die Auslieferung Timothy Learys als sensationelles Ereignis, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von Lanskys Festnahme abzulenken. Tim Leary wurde damals als hochrangiger Vertreter der psychedelischen Bewegung und als ein notorischer ‘Drogendealer’ der Öffentlichkeit präsentiert.

Und so kam es, dass über Learys Ausweisung und Festnahme auf allen Titelseiten der Zeitungen berichtet wurde, und damit die Neuigkeiten betreffend die Festnahme Lanskys weitestgehend unbeachtet geblieben sind. Dr. Timothy Leary galt zu dieser Zeit bereits als der Gottvater der LSD-Generation. Gemeinsam mit Richard Alpert und Ralph Metzner schrieb Leary sein bekanntes Werk ‘The Psychedelic Experience: A Manual Based on the Tibetan Book of the Dead’. Wir werden auf diese höchst ungewöhnliche 'Gebrauchsanleitung' für Acid Heads, die auf dem Tibetanischen Totenbuch gründet, in Teil 7 dieser Serie nochmals zurück kommen. 
 

 

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